Meine Damen und Herren, ich begrüße
- den Lehrstuhlinhaber für die Ökonomie des Klimawandels an der Technischen Universität Berlin,
- den Direktor des „Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“
- und den designierten Leiter und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
Dass ich damit nicht drei 3, sondern nur eine Person hier im Raum begrüßt habe, zeigt schon: Der Mensch, der heute hier geehrt wird, ist ein „Tausendsassa“, ein Multitalent, ein Universalgenie!
Lieber Herr Professor Edenhofer, ein herzliches Grüß Gott hier in München! Königliche Hoheit, meine sehr verehrten Herren Kardinäle Marx und Wetter, hochverehrte Geistlichkeit,
Frau Generalsekretärin Espinosa Cantellano, meine Damen und Herren des diplomatischen Corps, Herr Ministerpräsident a.D. Dr. Beckstein, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Bayerischen Landtag, lieber Herr Dr. Schuller, verehrte Fest- und Ehrengäste!
Auch Sie begrüße ich ganz herzlich zu diesem Festakt in der Katholischen Akademie. Wir sind hier dem Münchner Univiertel ganz nahe – und damit genau auf der Startrampe Ihrer Karriere, lieber Herr Professor Edenhofer. Gut eineinhalb Kilometer von hier, an der Ludwigs-Maximilians-Universität, studierten Sie Volkswirtschaftslehre – unter anderem bei einem damals ganz jungen Professor Hans-Werner Sinn!
Dann – auch nur einen Katzensprung von hier – an der Hochschule für Philosophie München studierten Sie Philosophie als Novize im Jesuitenorden. Von hier sind Sie ausgezogen, um einer der wichtigsten Klimaexperten unserer Zeit zu werden, um Staats- und Regierungschefs zu beraten, um nicht weniger als die Welt zu retten, wie die FAZ einmal geschrieben hat. Und heute sind Sie hierher zurückgekehrt, um den renommierten Romano-Guardini-Preis der Katholischen Akademie in Bayern zu empfangen.
Man kann sich kaum einen passenderen Preisträger vorstellen: Romano Guardini, katholischer Priester, Theologe und Philosoph. Auch er wirkte an der Ludwig-Maximilians-Universität und lehrte Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie. Eines seiner einflussreichsten Werke – Das Ende der Neuzeit – zeigt die Grenzen des Fortschritts, die Gefahren menschlichen Handelns für die Welt auf. Es ist Grundlage der Umwelt-Enzyklika Laudato sí von Papst Franziskus, die auch Sie maßgeblich beeinflusst haben.
Romano Guardini schrieb vor fast 70 Jahren: „Entweder gelingt es dem Menschen, das Herrschaftswerk richtig zu machen, und dann wird es gewaltig – oder aber alles geht zu Ende.“ Und gerade, lieber Herr Professor Edenhofer, schaut es eher nach zweitem aus, wenn die Menschheit nicht ganz schnell auf Ihren Rat hört!
Der Klimawandel tritt immer deutlicher in Erscheinung. Wir erleben einen Temperaturrekord nach dem anderen: 2015, 2016 und 2017 waren die 3 wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Hier in Bayern steigt die Temperatur sogar noch schneller als im weltweiten Durchschnitt. In den Alpen sind wir inzwischen bei einem Plus von 1,4 Grad im Vergleich zu den Jahren am Beginn der Aufzeichnungen.
Das heißt: Wir sind auf dem Weg zum klimatologischen „Point of no Return“. Jenseits der 2-Grad-Grenze von Paris drohen unabsehbare Szenarien. Schon jetzt müssen Menschen in der Südsee ihre Dörfer verlassen, weil der Meeresspiegel unaufhörlich steigt. Schon jetzt fallen Ernten in Afrika aus, weil Dürre und Hitze anhalten und der Regen nicht kommt. Schon jetzt erleben wir hier in Bayern Starkregen, Sturzfluten und extrem lange Trockenperioden.
Doch einen Lichtblick gibt es: Noch ist das Zeitfenster offen, noch haben wir das Heft in der Hand. Noch können wir den Klimawandel wenigstens begrenzen. Wir in Bayern wollen alles dafür unternehmen! Unsere Ziele sind hoch ambitioniert. Bis 2050 wollen wir die Treibhausgase im Freistaat auf unter zwei Tonnen je Einwohner und Jahr senken. Und bis 2030 wollen wir die Emissionen auf unter fünf Tonnen senken.
Zu diesen Zielen braucht es auch die richtigen Maßnahmen. Daher veranschlagen wir für unser Klimaschutzprogramm Bayern 2050 alleine im laufenden Doppelhaushalt fast 190 Millionen Euro Investitionen. Und ein zentraler Punkt im Klimaschutzprogramm, lieber Herr Professor Edenhofer, ist die Forschung.
Die Klimaforschung ist dabei in zweifacher Hinsicht eine großartige Sache: Sie liefert uns Wissen, wie wir den Klimawandel vermeiden oder abschwächen können und wie wir uns an das Unvermeidbare anpassen können! Die Bayerische Staatsregierung nutzt und unterstützt die Klimaforschung aktiv. Unsere Umweltforschungsstation auf dem Schneefernerhaus betreibt Forschung auf höchstem Niveau! Jetzt bauen wir sie zum Zentrum eines internationalen Forschungsnetzwerkes aus, zum virtuellen Alpenobservatorium! Ich sage: Ein starkes Bekenntnis zur Erforschung und Bekämpfung des Klimawandels!
Wer sich als Wissenschaftler in der Klimaforschung engagiert, braucht sich nicht nach dem Sinn seines Lebens zu fragen. Er operiert am offenen Herzen unseres Planeten! Und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist dafür einfach „the place to be“! Ich freue mich, dass mit Ihnen, Herr Professor Edenhofer, nach Hans Joachim Schellnhuber wieder ein Bayer die Leitung dieses renommierten Instituts übernimmt!
Sie leiten dort bislang den Forschungsbereich „Nachhaltige Lösungsstrategien“ und liefern mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Forschung auf Spitzen-Niveau! Der Bereich wurde in der letzten Leibnitz-Evaluierung mit „exzellent“ bewertet. Unter Ihrer Leitung entstand der „Sonderbericht zu Erneuerbaren Energien und der Vermeidung des Klimawandels“ des Weltklimarats. Sie wirken in wichtigen nationalen und internationalen Beratungsgremien mit. Sie sind Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des ifo-Instituts München, der Themengruppe „Klima, Energie und Umwelt“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, im Beirat „Green Growth Knowledge Platform“ der Weltbank und Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften sowie Mitglied im Stiftungsrat der Munich Re.
Und Sie schalten sich immer wieder in die öffentliche Klimaschutzdebatte ein – ambitioniert, aber immer sachlich! Sie kritisieren zurecht die Kohleverstromung, da sie das 2-Grad-Ziel gefährdet. Sie fordern zurecht einen Mindestpreis für CO2: Nur so können wir die Emissionen effizient reduzieren, nur so gelingt die Energiewende. Sie zeigen zurecht: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen einander nicht aus. Sie geben damit wichtige Denkanstöße für die Klimapolitik. Ich danke Ihnen für diese Impulse und ich bitte Sie: Machen Sie genauso weiter!
Wir brauchen Menschen, die vorausdenken. Wir brauchen Menschen, die herausfordern. Wir brauchen Menschen, die die “Sorge um den Menschen“ umtreibt – wie Romano Guardini es nannte. Lieber Herr Professor Edenhofer, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu diesem Preis und wünsche Ihnen – auch ganz eigennützig – viel Erfolg bei der Rettung der Welt!