Die Bedeutung der Bildenden Kunst für die Akademie
Von Markus Lüpertz, den die Akademie 2017 anlässlich des Jubiläums „60 Jahre Katholische Akademie Bayern“ zu einem Gespräch mit Bischof Friedhelm Hofmann nach Schweinfurt ins Museum Georg Schäfer eingeladen hatte, stammt der Satz, „dass die Kirche nicht nur ein sozialer, den Psychologen ersetzender Hilfsverein ist, sondern, dass sie eine große, gigantische kulturelle Verantwortung hat“.
Dieser Verantwortung gegenüber der Bildenden Kunst fühlt sich die Akademie seit Ihrer Gründung in besonderer Weise verpflichtet und hat immer wieder Fragen zur Kunst thematisiert. So stand beispielsweise eine ihrer ersten Tagungen überhaupt im November 1957 unter dem Motto „Wo steht die Kunst heute?“. Einer der Referenten war damals u.a. Georg Meistermann, der 1984 auch den Romano Guardini Preis der Katholischen Akademie in Bayern erhielt.
Über 120 Ausstellungen sind darüber hinaus im Kardinal Wendel Haus durchgeführt worden, darunter – ein besonderes Anliegen der Akademie – aufsehenerregende Ausstellungen mit Studierenden der Akademieklassen der Akademie der Bildenden Künste in München und Nürnberg. Genannt seien nur einige Beispiele, die Klasse Jerry Zeniuk – von ihm stammt im Übrigen das Altarbild in der Kapelle –, die Klasse Stephan Huber, die Klasse Magdalena Jetelová oder die Jorinde Voigt-Klasse. Und für 2024 steht eine Ausstellung mit der Klasse Anke Doberauer an.
Um ein klares Niveau der Ausstellungen halten zu können, hat die Katholische Akademie Bayern seit 2002 ein Gremium mit ausgewiesenen Fachleuten zusammengestellt. Erklärtes Ziel ist es, ein bis zwei Ausstellungen pro Jahr durchzuführen. Dabei sollen Park, Kapelle (in reduziertem Umfang), vor allem Räume und Foyers des Kardinal Wendel Hauses von der Kunst temporär erobert werden, diese sich aber zugleich aus praktischen Erfordernissen und Sachzwängen heraus in das normale Tagungsgeschäft als integrierbar erweisen, ohne dass Irritationen ausgeblendet würden.
Auswahlkriterien sind neben selbstverständlich einer hohen Qualität vor allem solche Werke, in denen – so schwierig das rational zu begründen ist –Hervorscheinen von Spiritualität, Ahnung von Transzendenz, radikale Offenheit oder auch direkte religiöse Impulse erlebbar werden.
Kunstwerke in der Akademie
Neben der regelmäßigen Präsentation von Werken zeitgenössischer Künstler haben eine nicht unerhebliche Zahl von Kunstwerken dauerhaft in die Akademie gefunden, sei es, dass diese erworben, ihr geschenkt oder als Leihgabe überlassen wurden. Nur der kleinere Teil davon hat einen festen Platz und wird ausgestellt.
Eine Arbeit sei erwähnt, ist sie doch der Akademie mit der Errichtung des Kardinal Wendel Hauses 1962 gleichsam als Geburtsgeschenk mitgegeben worden: An der Nordfassade des Kardinal Wendel Hauses empfängt den Besucher das annähernd 25 Meter lange mächtige Monumentalrelief „Vom Chaos zur Ordnung“ des aus Glonn stammenden Künstlers Blasius Gerg (1927 – 2007). Mit der Interpretation seines Werkes hielt sich Gerg stets zurück. „Alles, was zu sagen ist, ist im Titel ausgedrückt“, beschied er 1995 der Akademie in einem Telefonat. Und in der Tat, das Relief ist selbsterklärend: Wie der Mensch durch das Bauen und Fügen wirr durcheinander liegender Steine von der Unordnung zur Ordnung kommt, so gelangt er durch seine Ferne oder Nähe zum Kreuz aus dem Chaos. Vom Chaos zur Ordnung – ein anspruchsvolles, aber treffendes Motiv für Akademiearbeit.
Kunstausschuss
Um niveauvolle Ausstellungen präsentieren zu können, hat die Katholische Akademie unter der Leitung von Akademiedirektor a.D. Dr. Florian Schuller seit 2002 ein kleines Gremium von ausgewiesenen Fachleuten zusammengestellt.
Dieses trifft sich regelmäßig und berät die Akademie in Fragen der bildenden Kunst. Erklärtes Ziel ist es, drei bis vier Ausstellungen pro Jahr durchzuführen. Dabei sollen Park, Kapelle und das Kardinal Wendel Haus für die Kunst entdeckt und ganz bewusst auch Irritationen hervorgerufen werden.
Letztendlich geht es darum, die Essenz der Kunstwerke – womöglich auch eine Ahnung von Transzendenz – im Austausch mit den Künstlern und mit den Besuchern der Akademie zu eruieren.