Die Schöpfung unter Wasser: Die Sintflut (Gen 6-9)

Im Rahmen der Veranstaltung "Biblische Tage 2017", 10.04.2017

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Urgeschichte und Sintflut

 

Die biblische Urgeschichte (Gen 1-9) räumt der Flutbegebenheit ein gutes Stück an Lesezeit ein und misst ihr eine Bedeutung für die Gegenwart zu. Mit 81 Versen fällt die Fluterzählung (6,5-9,17) umfangreicher aus als andere Texte der Urgeschichte. In der hebräischen Fassung der Urgeschichte geschah die Flutung nach 1656 Jahren, gerechnet ab dem Zeitpunkt, zu dem der Schöpfer das erste Menschenpaar ins Dasein gerufen hatte. Die Flut wurde zum Flaschenhals. Durch den Engpass gelangten nur wenige Lebewesen hindurch.

Zur Veranschaulichung des Flaschenhalses imaginiert die Erzählung die Wucht des Wassereinbruchs. Fünfzehn Ellen schwollen die Wasser über alle Bergmassive an. Infolge dessen kam es zum großen Sterben. In einer Diktion der Erzählung kam „alles Fleisch“ um (7,21). Mit „allem Fleisch“ sind Menschen und Tiere gemeint, allerdings Fische nicht. Gott selbst hatte zuvor das „Verderben“ für alles Fleisch angesagt (6,17).

Für das Erzählte steht der Begriff „Sintflut“. Der Begriff geht auf das althochdeutsche „sinvluot“ (mit Gleitlaut: „sintvluot“) zurück. „Sin-“ bedeutete „immer, überall“. Gemeint war mit dem Begriff eine Flut, welche die gesamte Erde betraf.

Während des tödlichen Verderbens durch die Sintflut gleitet der „Kasten“ über ihre Wasser. Auf Bibeldeutsch heißt der Kasten „Arche“. Im Kasten befanden sich Vertreter „allen Fleisches“: acht Menschen und damit vier Ehepaare, sowie Männliches und Weibliches aus der Tierwelt. Gott hatte vorgesehen, dass die Insassen des Kastens die Katastrophe überstehen. Mit einer Metapher gesprochen, schleuste Gott einen „Samen“ (vgl. 7,3; 9,9) menschlichen und tierischen Lebens durch den Flaschenhals hindurch. In der Konstruktion der Erzählung gehen heutzutage Tiere und Menschen auf diejenigen zurück, die aus dem Kasten kamen. Für die biblische Erzählung seien Menschen heute allesamt Nachfahren der Noach-Sippe.

 

Alter Orient und vier biblische Aspekte

 

Im Abendland wusste man schon lange, dass in der Antike nicht nur die Bibel von einer gewaltigen Flutung erzählte. Bekannt war zum Beispiel die auf Griechisch verfasste Flut-Darstellung des babylonischen Priesters Berossos aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Doch im Jahre 1872 kam es zu einem Sprung in der Kenntnis vom altorientalischen Erzählen über eine Flut. Georg Smith (1840-1876) entzifferte eine Tafel mit Keilschrift. Die Tafel stammte aus den Ausgrabungen von Ninive. Es handelt sich um die Tafel XI des Gilgamesch-Epos. Auf der Tafel fand Smith eine Schilderung der Sintflut vor, die offenkundig älter war als die biblische Flut-Erzählung und die in Einzelzügen und im Gesamtaufbau die biblische Erzählung vorweg nahm.

Inzwischen wurden weitere Keilschrift-Texte zugänglich, die entweder eine Flut kurz erwähnen oder die ein Flut-Ereignis breiter entfalten. Nach heutigem Kenntnisstand ist keine Erzählung der biblischen Urgeschichte als so weitgehend vorgeprägt anzusehen wie ihre Sintflut-Erzählung durch den Alten Orient. Aus den altorientalischen Traditionen musste allerdings das Ensemble von Gottheiten weichen und den Platz dem einen biblischen Gott JHWH überlassen. Vor etwa 50 Jahren erregte in der alttestamentlichen Forschung noch einmal besondere Aufmerksamkeit der zu dieser Zeit rekonstruierte altbabylonische Atramhasis-Mythos, der aus der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. stammt und der die Flut bereits ähnlich schildert wie später Tafel XI des Gilgamesch-Epos. Aufmerksamkeit erregte der Atramhasis-Mythos deshalb, weil er sowohl auf die Menschenschöpfung als auch auf die Sintflut eingeht. Einer der Kontexte, von der Sintflut zu erzählen, war einst die Erschaffung des Menschen gewesen.

Der Atramhasis-Mythos schildert eine Urzeit, deren ersten Ereignisse darin mündeten, dass der Mensch erschaffen wurde. In dieser Urzeit kam es zu Konflikten zwischen Menschen und Göttlichem. Im Mythos führten die Konflikte zuletzt dazu, dass Gottheiten die Sintflut herbeiführten. Am Ende der Flut wurde im Mythos das Verhältnis zwischen göttlich polytheistischer Seite und Menschen kompromissartig gelöst. Mit dem Kompromiss wurde meines Erachtens bereits die Ära nach der Urzeit tangiert. Auch die sogenannte Eridu-Genesis aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. geht zugleich auf eine Menschenschöpfung und die Sintflut ein.

Damit sind zwei zentrale Stichworte gefallen: Die Erschaffung des Menschen einerseits und die Sintflut andererseits. Claus Westermann sprach 1974 davon, „daß Schöpfung und Flut innerhalb des Urgeschehens komplementär sind.“ Hans-Peter Müller verdeutlichte 1985 die Komplementarität so: „Während der Schöpfungsmythos das Dasein des Menschen in seiner Welt garantieren will, indem er aufzeigt, warum das, was da ist, da sein darf, will der Antimythos von der Flut hinwegbannen, was dieses Dasein bedroht und seine Rechtfertigung in Frage stellt.“ Die These hat inzwischen in der Forschung einen festen Platz, wonach Sintflut-Mythen einst das „hinwegbannen“ wollten, was als Bedrohungen für die Schöpfung – insbesondere für die erschaffenen Menschen – angesehen wurde.

 

Sintflut und (Menschen-)Schöpfung

 

Vier Aspekte an der biblischen Sintflut-Erzählung sollen nun zeigen, wie in ihr Sintflut und (Menschen-)Schöpfung zusammen kommen.

  1. Der Mensch als Erschaffener. Die biblische Sintflut-Erzählung selbst vergegenwärtigt die einstige Erschaffung des Menschen. Gen 6,6-7 gehört zum ersten Abschnitt (6,5-8) dieser Fluterzählung. Vers 6,7 gibt den Beschluss JHWHs wieder, Mensch und Tier zu vertilgen. In beiden Versen 6,6-7 tauchen dreimal Wendungen auf, die auf JHWHs Erschaffen abheben. Stets gehen sie auf das Erschaffen des Menschen ein. Eine Wendung schließt das Erschaffen der Tiere mit ein. Die biblische Schöpfergottheit wendet sich offenkundig gegen die, die sie erschaffen hatte.
    Gen 9,6 gehört zu einem Abschnitt (9,1-7), nachdem die Flut überstanden ist. Gott regelt die Ära nach der Katastrophe. Eine tödliche Gefahr besteht für den Menschen immer noch. Doch Gott handelt nun präventiv und droht jedem, der einen Menschen töten oder ermorden würde. Solche Untat soll nicht sein. Denn Gott erblickt in jedem Menschen sein eigenes Bild, das er erschaffen hat (vgl. Gen 1,26f; 5,1ff). Vers 9,6 ist die letzte Rede von der Gottebenbildlichkeit des geschaffenen Menschen in der Urgeschichte. Gott schützt sein Bild davor, sowohl eine Tod bringende Untat zu begehen als auch zum Gewaltopfer zu werden. Die biblische Fluterzählung präsentiert also den Menschen auch so, wie er in seiner erschaffenen Würde zu verstehen ist.
  1. „Nie wieder“ gegen Erschaffene. Zwei Abschnitte am Ende der Fluterzählung (Gen 8,20-22 und 9,8-17) sind vom Grundakkord geprägt, dass eine globale Katastrophe, wie die gerade geschilderte, nicht wiederkehrt. Der Grundakkord erklingt stets in Gottesreden: „nicht nochmal … nie wieder.“
    Einmal, und zwar in 8,21a, bezieht sich das „nicht nochmal“ auf eine frühere Daseins-Minderung des Menschen. Der Ackerboden wurde nach dem Vergehen im Garten Eden, in Gen 3,17, um des Menschen willen verflucht. Das qualitative Mindern der menschlichen Existenz wird JHWH nach der Flut nicht weiter verschärfen. Stattdessen sagt JHWH in 8,22 zu, dass nach der Flut all die Zyklen auf der Erde nicht abbrechen werden, die menschliches Leben ermöglichen.
    Ausschlaggebend aber ist, dass sich das „nie wieder“ viermal auf das Sintflut-Ereignis bezieht. Der Terminologie ist hier eindeutig (8,21b; 9,11.11.15). Diese Katastrohe wiederholt sich nicht. Aus der Nach-Flut-Ära ist so für immer weggebannt, was als große Bedrohung für die erschaffenen Lebewesen gerade erzählerisch durchgespielt wurde.
  1. Die Umkehr des Schöpfergottes. Oft wird zu wenig beachtet, dass die biblische Fluterzählung auch eine Erzählung über JHWH ist. Das Flut-Ereignis hat JHWH selbst zutiefst berührt. Um das aufzuzeigen, sind in der Erzählung zwei Abschnitte eng aufeinander bezogen, ihr erste Abschnitt (6,5-8) mit einem Abschnitt nach dem Verschwinden der Wasser (8,20-22).
    Zu Beginn, in 6,5-6, nimmt JHWH die permanente Bosheit des Menschen wahr. Diese Bosheit bildet sich im Herzen des Menschen aus. Was sich im Herzen des Menschen ausbildet, bewegt JHWH seinerseits in seinem Herzen. Im eigenen Herzen schmerzt JHWH, was er an Bosheit seines erschaffenen Menschen wahrnehmen muss. Darauf folgt – wie erwähnt – JHWHs Beschluss, den Menschen zu vertilgen. Damit tauchen am Eingang der Fluterzählung auf eine zugespitzte negative Anthropologie – der Mensch nur böse, und eine anthropomorphe Reaktion JHWHs – JHWH hält es quasi mit dem Menschen nicht aus. Das war vor der Flut so.
    Dieser Eingang in die Erzählung eröffnet einen Bogen, dessen Ausgang dann zeigen kann, dass und wie sich während der Flut JHWHs Beziehung zum Mensch grundlegend verändert hat. Aus Anlass von Noachs Opfer gibt JHWH in 8,21 eine Bekundung für die Lesenden ab. Nur bei dieser Bekundung JHWHs nach der Flut taucht in der Erzählung ein zweites Mal JHWHs Herz und das Herz des Menschen auf. Das Herz des Menschen ist so geblieben, wie es schon vor der Flut war. Böses bildet es aus. Doch im Herzen JHWHs ist während der Flut etwas Tiefgreifendes geschehen. Ohne Schmerz in seinem Herzen redet JHWH nun nach der Flut vom Menschen. JHWH nimmt nach der Flut den Menschen so an, wie der Mensch nun einmal ist. JHWH steht nun zum Menschen und zu allen Lebendigen. Das bleibt nach der Flut für immer so. Die Flut hat nicht den Menschen verändert. Die Flut hat JHWH verändert. Man kann sagen, dass die biblische Fluterzählung auch eine Erzählung über die Umkehr des Schöpfergottes zugunsten des Lebens ist.
  1. Lebewesen in Gottes Bund genommen. Die Fluterzählung hat auch zum Hintergrund die Schöpfungsdarstellung von Gen 1. Deutlich wird dies bereits im zweiten einleitenden Abschnitt der Fluterzählung Gen 6,9-22 und sieht zunächst so aus: Als Gott in Gen 1 seine Schöpfung als Gesamtwerk ansah, lautete sein Urteil noch: „Siehe: es war sehr gut“ (1,31). Als Gott dann vor der Flut die Welt anschaut, muss er Gegenteiliges konstatieren: „Siehe, sie war verdorben“ (6,12). Gott hatte zuvor in Gen 1 die Schöpfung so eingerichtet, dass Tier und Mensch ihre Räume „füllen“ (vgl. 1,22.28) konnten. Das haben Tier und Mensch auch bis in die Tage vor der Flut getan. Doch Gott musste vor der Flut wahrnehmen, dass Tier und Mensch ihre fürchterliche Mitgift in die Welt hineingetragen haben. Sie „füllten“ nämlich die Welt mit Gewalttaten. „Alles Fleisch“ „füllte“ (6,11.13) die Welt mit Gewalttaten, und es „verdarb“ so die Welt.

In der entsprechenden Rede des biblischen Gottes vor der Flut wird die altorientalische Sintflut-Tradition neuartig ausgelegt (6,13.17): Die Gewalttaten entwickelten sich zu einer derartigen Gewaltspirale, dass sich alles Fleisch selbst das „Ende“ bereitet hat. Dieses Ende wird Gott – nur – widerspiegeln, indem er allem Fleisch die Welt verderben wird. Die konkrete Form seines Verderbens legt Gott dann offen. Mit dem Bringen der Sintflut-Wasser auf die Erde wird Gott „alles Fleisch“ so verderben, dass es umkommt. Das ist im Alten Orient eine einmalige Adaption der Sintflut-Tradition. Der Fluteinbruch, von dem man seit alters her erzählt, wird biblisch auch wie ungebändigte Gewaltausbrüche gelesen.

Dem ersten Eindruck nach scheinen in der biblischen Urgeschichte die Sintflut-Wasser die Schöpfung von Gen 1 zurückzudrängen. Vor der Schöpfung hatte in Gen 1,2 das Chaos geherrscht: das Tohuwabohu, die Vorwelt samt Untiefe (vgl. 7,11) und beklemmender Allgegenwart von Wassermassen (vgl. 1,7). Schiebt die Sintflut die Schöpfung wieder in Richtung Chaos? Dieser erste Eindruck ist nicht ganz falsch, greift aber viel zu kurz.

Denn mehrere Schritte, wie die Schöpfung in Gen 1 entstand, kehren im zweiten Abschnitt (6,9-22) der biblischen Fluterzählung eben auch wieder. Der Schöpfergott hatte in Gen 1 bei seinem Erschaffen dem omnipräsenten Chaoswassern einen freien Raum abgerungen: Gott schuf dafür zunächst eine Festplatte. Diese Platte trennte obere Wasser von unteren Wassern, und Gott nannte die Platte „Himmel“. Danach ließ Gott die unteren Wasser sich an einem Ort sammeln und Trockenes sichtbar werden. Gott nannte das Trockene „Erde“ und den Sammelort „Meere“. Vor dem geistigen Auge entstand so in Gen 1 ein freier Raum zwischen drei Bereichen: Himmel, Erde und Meere – ein Raum, der von Chaos-Wassern befreit ist.

Vor dem geistigen Auge entsteht erneut ein dreidimensionaler Raum, als Gott den Kasten beschreibt, den der gerechte Noach anzufertigen hat (6,14-16). Gott benennt unter anderem die Länge, Höhe und Breite des Kastens. Gottes Beschreiben des Arche-Kastens ist exakt platziert zwischen dem Gewaltszenario (6,11-13) und dem erstmaligen Auftauchen des Wortes „Sintflut“ in der Bibel (6,17). Mit dem Kasten kehrt ein Prinzip der Schöpfung wieder: ein im Chaos eröffneter, freier Raum. In Form des Kastens wird der Raum diesmal gegen chaosartige Gewalt errichtet und abgedichtet gegen die Flutwasser, in denen sich metaphorisch die Gewalt spiegeln.

Gott schuf in Gen 1 in die drei eröffneten Raumbereiche der Schöpfung hinein die Tierarten und den Menschen. Entsprechend dazu geht Gottes Auftrag für Noach weiter: Für Menschen haben Noachs Sippe und für Tierarten deren Vertreter im Innenraum des Kastens zu erscheinen, damit sie „leben“ (6,19f). Nachdem in der Schöpfung von Gen 1 alle Lebewesen erschaffen waren, übergab Gott diesen in einem letzten Akt die Nahrung (1,29f). Entsprechend dazu betrifft Gottes letzter Auftrag an Noach die Nahrung, die er den Insassen im Kasten bereitzustellen hat (6,21).

Durch diese signifikanten Struktur-Parallelen wird ein zweiter Eindruck erzeugt, der ausschlaggebend ist: Gott lässt im doppelten Sinne des Wortes den Aufbau seiner Schöpfung en miniature im Kasten-Projekt wiederkehren. Über die Sintflut-Wasser gleitet dann mit dem Kasten, der Arche, so etwas wie eine Kleinausgabe der Schöpfung.

Die Insassen in dieser Kleinausgabe erhalten noch ein theologisches Signum: Der Schöpfergott wird zu ihrem Bundesgott. Der zweite einleitende Abschnitt der Fluterzählung erwähnt zum ersten Mal in der Bibel eine Berit, einen Bund. Gott sagt dem Erbauer der Arche, Noach, zu: „Ich errichte meinen Bund mit dir“ (6,18). Diese Formulierung gehört im Alten Testament zu einer geprägten Bundes-Vorstellung. Wer die Vorstellung kennt, kann ein Gedenken Gottes erwarten. Gott gedenkt deren, für die er seinen Bund errichtet hat, und befreit sie aus Notlagen. Genau das geschieht in der Mitte der Flut-Erzählung und leitet die Wende im Flutdrama ein. Gott gedenkt des Noach und aller, die im Kasten sind. Sogleich bringt Gott mit Sturmwind die Wasser um den Kasten zum Weichen (8,1). Durch die Verlässlichkeit des Bundesgottes kamen die, die in der Kleinausgabe der Schöpfung, im Kasten, waren, trocken an Land und in die eigentliche Schöpfung zurück.

Die Form dieses Bundgeschehens wird am Ende der Fluterzählung gedoubelt, zugleich aber die Dimension des Geschehens erstaunlich geweitet. Im letzten Abschnitt der Erzählung (9,8-17) redet Gott erneut dreimal vom Errichten „meines Bundes“. Jetzt aber holt Gott in seinen Bund alle hinein, welche die Schöpfung – wann auch immer – füllen werden. Für alle Zeiten errichtet Gott seinen Bund mit der Tierwelt und Menschheit. Diesmal verknüpft Gott sein rettendes Gedenken mit dem Zeichen des Bundes, dem Bogen in den Wolken. Wenn Gott Wolken zusammenwölkt, erscheint der Bogen. Beim Erscheinen „gedenkt“ Gott seines Bundes mit allen Lebewesen (9,15.16). Deshalb kann aus den Wassern kein zweites Mal eine Sintflut werden, die „alles Fleisch“ tödlich verdirbt.

Die zuletzt besprochenen Texte sind eng ineinander verschachtelt: Die „sehr gute“ Schöpfung wurde zur verdorbenen Welt durch Gewalttaten. Der Schöpfergott ließ deshalb für einzelne Lebendige den Kasten zum Provisorium auf Zeit werden. Im engen Sinne des Wortes „ersetzte“ der Kasten im Kleinen die Schöpfung. Gottes Bundesverhalten holte die Insassen des Kastens in die weite Schöpfung zurück. Gott setzte sein Bundesverhalten mit den Insassen und setzt es mit all deren Nachfahren fort.

Während der Sintflut war letztlich nicht die gesamte „Schöpfung unter Wasser“. Doch sie war derart geflutet, dass außerhalb der Arche Lebendige umkamen. Nach der Sintflut ist der Schöpfergott für die Lebendigen in der Schöpfung auch ihr Bundesgott. Man könnte fragen, warum Gott das nicht gleich war. Jedoch geht die Frage am Sinn des Erzählens vorbei. Denn wie das Erzählen über die Sintflut seit alters her dazu diente, Bedrohungen hinweg zu bannen, so erscheint auch der Gedanke eines universellen Gottes-Bundes erst dann als wertvoll, wenn man anschaulich nacherzählt, wovor dieser Bundesgott bewahrt. Er bewahrt vor einer zweiten Sintflut und damit vor dem Schlimmsten für die Schöpfung.

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