Ein Quantum Hellsichtigkeit für eine Welt des ständigen Wandels

Dank und Ausblick des Preisträgers

Ich danke der ganzen Akademie ganz herzlich für diesen Preis. Er freut mich sehr. Er macht mich ein bisschen befangen, wenn ich an die Reihe der Preisträger vor mir denke. Welches Kaliber, welches Niveau die Reihe der Preisträger aufweist. Und ich muss immer schauen, ob und wo ich mich da einfügen kann. Gut, also herzlichen Dank.

Herr Staatsminister Herrmann, danke für Ihre Grußworte. Ich bin dankbar, dass Sie erwähnt haben, dass man neben dem Interesse für Kunst, für Kultur, das ja immer ein geistiges ist, eine geistige Auseinandersetzung mit der eigenen Zeit, auch die sozialen Seiten und das Miteinander von Menschen im Leben nicht vergessen darf. Und das war auch der Grund dafür, dass wir als ganze Familie diese Spende für die ukrainischen Flüchtlinge beschlossen und diese Aktion auch öffentlich gemacht haben.

Und dann, Pater Mennekes, danke für Ihre Laudatio. So viele gute Worte, so viele Erinnerungen. Ich habe die ganze Zeit schmunzeln müssen. Aber Sie haben schon recht. Sie haben gezeigt, dass ich nie allein war, sondern dass ich immer Weggenossen hatte, dass es immer eine ganze Gruppe war, in der ich mitten drin war, eine Gruppe, die sich um die Dinge bemüht hat. Und da ist es schön, dass so viel dabei gelungen ist.

Dann geht mein herzlicher Dank an die Münchner Philharmoniker und an das Quintett mit ihrer wunderbaren Musik, das ist ein großes Geschenk an mich, und es ist eine große Freude, dass ich es mit Ihnen allen, die am Festakt teilhaben, teilen kann. Ganz herzlichen Dank.

Von mir aus noch mal Grüß Gott Ihnen allen! Ich konnte gar nicht alle begrüßen. Ich grüße auch die ganze Akademie, auch die gesamte Mitarbeiterschaft der Akademie, die alles alte Freunde von mir sind. Und es ist schön, dass Sie wieder beieinander sein können. Es ist wunderbar, dass alle in den zwei Jahren Isolation diese sicher sehr erfinderisch und einfallsreich überbrückt haben und damit die Akademie am Leben gehalten haben. Und dass wir jetzt wieder zu weiterer Arbeit, dem weiteren Leben der Akademie, zurückkehren können, das freut mich wirklich sehr. Es kommt damit auch noch etwas zurück in dieses Haus: das ist die Pflege der Gastfreundschaft. Das war ja immer ein ganz bewusster, wichtiger Punkt, weil sie auch ein wichtiges Element des Zusammenlebens der Menschen ist. Damit ist wieder eine besondere Attraktivität der Akademie zum Leben erwacht. Das sehe ich mit großer Freude.

Ein anderer Punkt ist natürlich die Beschäftigung mit der Kunst, die jetzt auch immer weiter anwächst, wieder mehr Platz im Leben einnimmt. Es finden Ausstellungen statt. Und diese Offenheit hat natürlich auch mitgespielt, als ich mich dazu entschlossen habe, meinen Abschied von diesem Haus mit diesem Bild, das Sie hinter mir sehen, zu dokumentieren.

Und wenn man es anschaut… Ja, es ist ein sehr schwieriges Bild, das weiß ich auch. Nach über 20 Jahren an der Wand in meinem Büro verändert sich die Anschauung sehr stark und macht deutlich, wie wenig gewiss ist, aber die Ahnungen sind da. Und wenn ich mir so anschaue, was für mich sichtbar geworden ist, dass diese schreckliche Qual nie eine passive Qual ist, sondern dass sie vollkommen aktiv ist. Und das Bild heißt nicht zu Unrecht Einzug in Dachau; es ist vielleicht ein anderes Dachau gemeint, aber im Grunde ist es ein glänzender Einzug eines souveränen Leidens, das einzieht, um zu erlösen. Und über diesem Glanz verschwindet eigentlich der Quäler zu einer ganz banalen kleinen Nebenfigur. Er fällt eigentlich aus dem Geschehen ganz heraus.

Damit konnte ich eigentlich 20 Jahre lang sehr gut leben. Ich weiß, es ist kein bequemes Bild, aber Bequemlichkeit hat in meinen Wünschen für die Akademie auch keinen Platz, das gebe ich zu. Wir haben mit der Welt unendliche Probleme, die Ukraine, als nächstes natürlich auch die Krise in der Kirche – Themen für die Akademie. Aber, Eminenz, Sie haben sie von Anfang an ehrlich benannt. Sie haben es in die Hand genommen. Es ist ein steiniger Weg, das weiß ich. Es sind so viele Steine, dass man den Weg kaum mehr erkennen kann. Aber er führt hinaus. Daran habe ich überhaupt keine Zweifel.

Neben allen anderen Problemen und Sorgen, die es gibt, hat die Akademie natürlich auch wunderbare andere Themen, so die Beschäftigung mit der ganzen wissenschaftlichen Entwicklung im Land, die technischen Errungenschaften, mit denen wir noch gar nicht umgehen können, wo wir den Umgang erst noch lernen müssen. Wenn ich an eine künstliche Intelligenz denke, schwirrt mir der Kopf, aber ich bin fasziniert. Alles das werden Themen sein, die vielleicht auch in Gesprächen in der Akademie etwas mehr erklärt, untersucht und ausgewogen vermittelt werden können. Dafür wünsche ich der Akademie zuerst einmal Freude, Begeisterung, Zuversicht, aber dann auch Kraft und Mut, das durchzuführen. Ich zweifle nicht daran, dass Sie die strenge Wissenschaftlichkeit, die wissenschaftliche Disziplin immer beibehalten, so wie sie immer geübt worden ist. Und damit kriegt das, was in der Akademie gedacht und gesagt wird, das Große, das Gewicht.

Und dann wünsche ich Ihnen noch ein Quantum Hellsichtigkeit, um zu sehen, welche Themen auf uns zukommen. Am Ende, um ein bisserl zu verstehen, was diese fantastische, sich rasend schnell entwickelnde, sich ändernde Welt eigentlich bedeutet. Und das habe ich mir bei Romano Guardini abgeschrieben. Herzlichen Dank und alle guten Wünsche.

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