Journalistenadvent

Paläopathologe spricht über Wilhelm von Jordan

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Am 4. Dezember 2024 hatte die Katholische Akademie in Bayern zum Adventlichen Abend für Journalisten in die Romano-Guardini-Bibliothek im Schloss Suresnes geladen. Der Einladung waren rund 50 Medienschaffende gefolgt. An diesem Abend präsentierte der Pathologe Prof. Dr. Andreas Nerlich die Ergebnisse seiner Forschung: Er hatte die Gelegenheit, die Mumie von Wilhelm von Jordan, einem früheren Besitzer des Schlosses, zu untersuchen. Dabei brachte er Erstaunliches zu Tage. Im Anschluss an diesen interessanten Vortrag trafen sich die Anwesenden im Schlossrundell zum Austausch in lockerer Runde.

In der umfangreichen Recherche konnte die Geschichte des jungen Preußen Wilhelm von Jordan aufgedeckt werden, der nach Bayern kam, um sein Glück zu machen. Nachdem Jordan vergeblich versucht hatte, in diplomatischen Diensten des preußischen Königs Karriere zu machen, wechselte er nach Bayern und wurde vom Diplomaten zum Militär.

Durch Kühnheit auf dem Schlachtfeld, Treue und diplomatisches Geschick und Dienste verschiedenster Art machte sich dieser beim bayerischen Herrscher – den Napoleon 1806 zum König Max I. Joseph machte – unentbehrlich. Entlohnt wurde Wilhelm von Jordan dies mit einem bayerischen Freiherrentitel und mehrfachen erheblichen finanziellen Vergünstigungen, die es ihm erlaubten, schließlich standesgemäß die Hofdame Gräfin Violante von Sandizell zu heiraten, dies wohl auch aus einem königlichen Hintergedanken: Jordan scheute sich nicht, die Geburt der ersten Tochter Carolina für einen fast schon kriminellen Coup gegenüber dem bayerischen König auszunutzen, als er diesem unterstellte, der Vater der ersten Schwangerschaft von Violante von Sandizell zu sein. Wie der König zugab, wäre diese Konstellation wohl nicht unmöglich gewesen, so bot sich Jordan an, die Schwangere zu heiraten und mit ihr und dem noch ungeborenen Kind zeitweise nach Neapel „auszuweichen“. Zurück in Bayern und mit der königlichen Unterstützung konnte er sein Schlossgut Wackerstein an der Donau erweitern und ausbauen. Dabei war sein Weg auch mit zahlreichen (teils juristischen, teils persönlichen) Auseinandersetzungen gepflastert.

Immerhin konnte der einst mittellose Jordan zum Ende seines Lebens hin nicht nur das Gut Wackerstein bei Ingolstadt, sondern auch das Schlösschen Suresnes in Schwabing und in Andechs das ehemalige Klostergut samt Bräuhaus und Klostergut sein Eigen nennen.

Doch alles Irdische ist nicht von Dauer. Jordans einziger Sohn starb jung und ohne Nachkommen. Aller Besitz wurde von Jordans Witwe Violante verkauft. Geblieben ist das Porträt von Wilhelms und Violantes Tochter Mathilde in der Schönheitengalerie von König Ludwig I. in Nymphenburg. Geblieben sind auch die Mumien der Familie Jordan in ihrer kleinen Gruft bei Wackerstein.

Die sehr gut erhaltenen Mumien von Wilhelm von Jordan, der kleinen Carolina, dem Sohn Max und letztlich seiner Frau Violante boten einer naturwissenschaftlichen Untersuchung Zugang zu einer Fülle von Daten und Fakten, die die Lebenswege, insbesondere deren letzte Strecken, und die Todesursachen aufdecken konnten, so dass eine umfassende Biografie dieser bayerischen Adelsfamilie nachgezeichnet werden konnte. Es entstand eine interdisziplinäre spannende Geschichte aus dem Adelsleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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