Krisenberichterstattung dominiert die Nachrichten in praktisch allen Medien. Kriege, politische Fehlschläge, Verbrechen werden sofort gemeldet und kommentiert, auch wenn die Fakten noch nicht klar sind. Wenn sich nach ein paar Tagen oder auch nur Stunden herausstellt, dass alles doch nicht so war, sind die Emotionen geweckt und die nachträglichen sachlichen Klarstellungen verpuffen. „Positive“ Nachrichten, Berichte über erfolgreiches Handeln können sich da kaum noch Geltung verschaffen.
Auch die Sprache in den Medien ist oft einseitig aufgeheizt: legale Demonstrationen werden schnell zu „Aufruhr“. Legitime politische Diskussionen sind sofort „Streit“, werden komplexe Probleme nicht sofort aus dem Weg geräumt, herrscht „Chaos“. Trägt diese Wortwahl noch zur Verschärfung von Krisen bei?
Die Reaktion der Medien auf die Ereignisse in einer als krisenhaft empfundenen Welt sollen bei unserem Gespräch am Mittag mit der Medienethikerin Claudia Paganini zur Sprache kommen. Die Medienethikerin ist Privatdozentin am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck und hatte neben Lehrtätigkeiten in Kroatien, Griechenland und Italien auch die Vertretungsprofessur für Medienethik an der Hochschule für Philosophie in München inne.