Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag wir dieses Jahr feiern, gilt als gläubiger Katholik. Doch wie erschien Bruckners praktiziertes Christentum seinen Zeitgenossen? Im Rahmen einer Abendveranstaltung versucht die Wiener Musikwissenschaftlerin und katholische Theologin Elisabeth Maier, sich dem geistlichen Leben des großen Symphonikers zu nähern. Ein eindrucksvolles Zeugnis hierfür sind Bruckners sogenannte „Gebetsaufzeichnungen“ in seinen Notizkalendern. Kontrovers diskutiert werden auch musikalische Aspekte wie die Möglichkeit einer semantischen Bedeutung von Zitaten oder die Frage der Widmung der „Neunten Symphonie“ an den „Lieben Gott“.
Programmablauf der Veranstaltung:
Am 12. Januar 1885 schrieb Johannes Brahms an die befreundete Elisabet von Herzogenberg, die dringend ein Urteil über den Symphoniker Bruckner von ihm erwartete: „Er ist ein armer, verrückter Mensch, den die Pfaffen von St. Florian auf dem Gewissen haben.“
Wie erschien Bruckners Zeitgenossen denn eigentlich sein praktiziertes katholisches Christentum? Als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist (in den Jahren 1855 bis 1868) zählte Bruckner zum kleinen Kreis der das Kulturleben der Stadt tragenden Männer. In den ersten Rezensionen seiner Werke wird seine persönliche Frömmigkeit kein einziges Mal erwähnt – sie hatte sachlich hier nichts verloren und scheint niemandem als absonderlich und eigens erwähnenswert aufgefallen zu sein. Ganz anders war die Situation in Wien, wo Bruckner ab 1868 tätig war. Nur ein Bruchteil der Männer im öffentlichen Leben bekannten sich damals zur Kirche. Vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass Bruckners praktizierte Katholizität viele seiner Wiener Zeitgenossen befremdete, schon etwas besser zu verstehen.
Soweit ein erster Blick von außen. Aber an diesem Abend soll, mit allem Respekt vor dem so sensiblen Bereich des persönlichen Glaubens eines Menschen, eine Annäherung an das geistliche Leben des großen Symphonikers versucht werden. Ein eindrucksvolles Zeugnis hierfür sind Bruckners sogenannte „Gebetsaufzeichnungen“ in seinen Notizkalendern.
Sehr kontrovers diskutiert werden auch musikalische Aspekte wie etwa die Möglichkeit einer semantischen Deutung von Zitaten (aus den Werken Wagners oder eigener Kirchenwerke) oder gar die in den letzten Jahren so intensiv diskutierte Frage der (nur mündlich überlieferten) Widmung der „Neunten Symphonie“ an den „Lieben Gott“.
(Elisabeth Maier)