Am 11. März 2025 fand das 113. Akademiegespräch mit Offizierinnen und Offizieren aus Bundeswehrstandorten in Süddeutschland statt, an dem mehr als 150 Soldatinnen und Soldaten teilnahmen. Ausgehend von seinem Buch Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt sprach der Theologe und Soziologe Prof. Dr. Jan Loffeld zum Thema Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt. Gibt es einen Wunsch des Menschen nach Erfüllung und Sinn?.
Sein Vortrag drehte sich darum, dass die Seelsorge und die Theologie bislang alle Menschen als durchweg „gottesbedürftig“ definierten. Von dieser Annahme her seien Fragen von Schuld und Vergebung, des allgemeinen Zusammenlebens oder politischer Verantwortlichkeiten beantwortet worden. Was aber, wenn man zumindest empirisch nicht mehr durchweg davon ausgehen könne, dass jeder Mensch die Frage nach Gott stellt? Und: Was bedeute es, dass diese Frage bei bestimmten Gelegenheiten bzw. individuell (wieder) auftaucht?
In Studien nimmt die Zahl der sogenannten „Säkularen“ inzwischen deutlich größeren Raum ein als die Zahl der Kirchlich-Religiösen, der Religiös-Distanzierten oder der sogenannten „Alternativen“ (beispielsweise Anhänger:innen von Esoterik usw.), so Jan Loffeld. Ein größerer Teil der Katholiken als der Protestanten befürworte in Umfragen, dass sich in der jeweiligen Kirche etwas ändern müsse. Dabei sei auch interessant zu beobachten, dass das Zugehörigkeitsgefühl zur örtlichen Gemeinde größer sei als zu umfassenderen Institutionen oder Personen der Weltkirche.
In einer niederländischen Studie sei nachzulesen: „Die Chance, dass die heute Außerkirchlichen irgendwann wieder den Weg zur Kirche einschlagen ist klein. Menschen, die sagen, dass sie für die Kirche nichts mehr übrig haben, dürfen wir nicht sofort als ‚Sinnsucher‘ beschreiben. Die Frage ist, ob sie überhaupt in Gänze nach irgendetwas auf der Suche sind. Die Interviews mit Agnostiker:innen und Atheist:innen […] lassen in jedem Fall sehen, dass viele von ihnen ihr Leben so ok finden und sie nicht auf der Suche nach einer alternativen Sinngebung sind. So wie es jemand zugespitzt formulierte: ‚Mein Leben hat absolut keinen Sinn, aber ich habe total Lust darauf.‘“ Es gebe ein „Leben in Fülle“ auch ohne Gott.
In seinem inzwischen viel beachteten und diskutierten Buch Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt, das auch auf Tschechisch mit einem Vorwort von Tomáš Halík erschienen ist, analysiert Jan Loffeld die Transformation der Kirche(n), ihren zwar notwendigen, aber nicht ausreichenden Weg und Versuch der Selbstoptimierung in alle Richtungen und entwirft ein teilweise schmerzhaftes, aber vielleicht auch heilsames Bild
für deren Zukunft.