Grüß Gott zusammen. Ich freue mich sehr, dass ich heute die Möglichkeit habe, dank der Einladung und des Rahmens, der durch den Adventskalender der guten Werke bzw. dessen Jubiläum gegeben ist, Sie mit dem Thema Altersarmut zu konfrontieren, Altersarmut in München.
Die Verborgenheit der Altersarmut
Bevor ich damit systematischer beginne und auf meine fünf Thesen komme, möchte ich zunächst einmal ein paar Beispiele geben und auch erläutern, wie ich zu diesem Thema gekommen bin, als gut dotierte Universitätsprofessorin, die ja normalerweise im Alltag damit nicht konfrontiert ist. Ich habe mich einfach vor vier, fünf Jahren gefragt, wie man in München als Alleinstehende/r, vor allem als alleinstehende Frau, von einer Rente, die deutschlandweit durchschnittlich um die 700 Euro beträgt – in München ist es zum Teil bei Neurentnerinnen etwas besser – überhaupt leben kann, wenn eine Einzimmerwohnung in der Regel mindestens genauso viel kostet. Das konnte ich mir nicht vorstellen, ich kannte auch niemanden, weil – da sind wir beim ersten Thema – Altersarmut häufig tabu ist und unsichtbar. Ich wollte hineinleuchten in Fälle, ich wollte wissen, was hinter dieser Fassade steht, was wir häufig überhaupt nicht wahrnehmen.
Das war der Ausgangspunkt für ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der LMU finanziertes Forschungsprojekt, das ich die letzten vier Jahre mit meinem Team durchgeführt habe, und zwar kein quantitatives Projekt, bei dem wir Statistiken ausgewertet haben, sondern wir sind als Europäische Ethnologinnen zu den Leuten gegangen, über die Alten- und Servicezentren, die es in München als Sonderfall in beispielhafter Weise gibt, in die offene Nachbarschaftshilfe, zu Schuldnerberatungen, aber auch in die kirchlichen Altenhilfen, und haben mit Leuten in diesen Einrichtungen gesprochen oder auch Interviews bei ihnen zuhause geführt. Wir wollten wissen, wie speziell Frauen im Rentenalter, die alleine leben, zurechtkommen und daraus ist jetzt ein Sachbuch („Kein Ruhestand! Wie Frauen mit Altersarmut umgehen“) im Kunstmann Verlag mit rund 20 biografischen Porträts entstanden (siehe Kasten anbei).
Ein paar Beispiele aus unseren Porträts seien hier angeschnitten: Die ehemalige Versicherungsangestellte Monika Tegt – das ist selbstverständlich ein Pseudonym –, 68 Jahre alt, muss nach 40 Jahren Berufstätigkeit abends in einem Callcenter im Akkord telefonieren. Ihre Rente von rund 900 Euro – das war im Jahr 2015 – war ein paar Euro zu hoch, um aufstockende Grundsicherung im Alter zu beantragen. Ihre Tochter übrigens wusste nicht, wie knapp es bei ihr ist. Monika Tegt gehört zu den rund 15 % der über 65-Jährigen, die in München derzeit im Alter zu ihrer Rente hinzuverdienen, Tendenz steigend. Monika Tegt sagte uns im Gespräch, wie kraftzehrend diese Arbeit ist, und sie fragt sich, was sein wird, wenn sie einmal nicht mehr kann.
Sicher, für manche Ältere ist Weiterarbeiten nicht nur Last, sondern auch Lust, eine Form von Teilhabe, Erfahrungen weitergeben, Gebrauchtwerden im Ehrenamt oder auch bei der Enkelbetreuung. Hier geht die soziale Schere auseinander. Wer darf noch tätig sein, wer kann es gesundheitlich noch, oder aber wer muss nach der Rente weiter verdienen, kann es aber vielleicht gar nicht, weil sie oder er zwangsverrentet wird in ihrem/seinem Angestelltenverhältnis? Oder wer ist körperlich vielleicht sogar zu verbraucht? Denken Sie an die Krankenschwestern oder die in den Rentendebatten immer wieder erwähnten Dachdecker nach 45 Berufsjahren.
Die 85-jährige ehemalige Hausmeisterin Mariana Dovan, eine der Frauen, die wir für unser Projekt interviewt haben, erhält 220 Euro Rente. Sie weiß nicht, wie sie ihre aufgetragenen Winterschuhe reparieren lassen soll – hier ist sie auf Spenden angewiesen, die sie über die offene Altenhilfe in ihrer Nachbarschaft vermittelt bekommt – das Sozialamt ist für solche Extra-Anschaffungen bei Grundsicherung im Alter, die Frau Dovan bezieht, nicht zuständig, bzw. vergibt Darlehen für Anschaffungen. Der Kühlschrank darf nicht kaputtgehen– wie will man ein Darlehen denn zurückzahlen?
Ein weiteres Beispiel: Traudel Heller, frühere Bürokraft, Anfang 70, geriet nach der Scheidung und nach dem Aufbau eines eigenen Haushaltes in die Schuldenfalle. Wir trafen sie bei der Schuldnerberatung der AWO. Ihre neubezogene Wohnung allein frisst schon 700 Euro Miete. Alle ihre Rücklagen sind aufgebraucht. Zitat: „Jetzt muss ich knausern und sparen. Freundinnen besuchen: unmöglich.“
Diese Beispiele verweisen auf die vielen Facetten der prekären Lebensbedingungen vieler Menschen im Rentenalter – zumal in teuren Städten, wo die Lebenshaltungskosten, die Mieten vor allem, höher sind. Wir wissen noch wenig darüber, wie Ältere tatsächlich und ganz konkret in ihrem Alltag zurechtkommen, denn die Altersarmut bleibt häufig im Verborgenen. Dabei ist Altersarmut kein rein persönliches, noch dazu selbst verschuldetes Problem, wie manche Interviewten manchmal fast glaubten – „ich bin ja selber schuld, deswegen darf ich auch nicht zum Amt“ –, sondern sie ist Teil einer gesamtgesellschaftlichen Problematik.
Bei den Frauen – die wir interviewten – hat sie mit den gebrochenen Erwerbsbiografien zu tun; doch auch Männer, die 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, sind mit einer durchschnittlichen Rente – von in München und auch deutschlandweit rund 1200 Euro – von Altersarmut bedroht, vor allem wenn sie allein leben. Die Rentenniveaus wurden in den letzten Jahren immer weiter abgesenkt, und sie sollten durch private oder betriebliche Vorsorge aufgestockt werden. Das Modell ging jedoch, zumal in Zeiten der Niedrigzinspolitik, nicht auf. Damit bin ich bei meinen Thesen.
Analyse der Altersarmut
Sie wissen, dass die Renten-Niveaus in den letzten Jahren immer weiter abgesenkt wurden; zudem sollten sie durch private oder betriebliche Vorsorge aufgestockt werden. Die Süddeutsche Zeitung hat auch gerade darüber berichtet, dass das Modell ar nicht gut aufgeht. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung (des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB) hat darauf verwiesen, dass die Riester-Rente – sofern man überhaupt „riestern“ kann, wozu man ja ein gewisses Einkommen braucht – diese Versorgungslücke im Alter nicht hinreichend genug schließt, zudem in Zeiten der Niedrigzinsen. Wer will da wie privat vorsorgen?
Damit bin ich nun auch endlich bei meiner ersten These: „Altenlast“, ein furchtbares Wort, wurde zu lange nur als volkswirtschaftliches Problem im Sinne des demokratischen Wandels verhandelt. Der Blick auf Alter als Kostenfaktor der überlasteten Sozialkassen hat den Blick für die Belastungen der Älteren selbst verstellt. Inzwischen wird jedoch gerade in den Städten deutlich, dass der Gruppe der wohlsituierten sogenannten „best-ager“, die für sich selbst Vorsorge tragen können, eine zunehmende Zahl von Rentnern und vor allem Rentnerinnen gegenübersteht, die mit einer Altersrente allein nicht über die Runden kommen.
Meine zweite These lautet: Die Altersarmut steigt. Ich finde es schlimm, nur um das hier so politisch zu sagen, dass sich die großen Parteien jetzt gerade streiten, ob die Altersarmut steigt oder nicht steigt – und je nachdem, wen Sie fragen, bekommen Sie andere Bilder. Definitiv steigt sie. Laut Statistischem Bundesamt belief sich die Armutsgefährdungsschwelle für Deutschland 2006 noch durchschnittlich auf 750 Euro, zehn Jahre später bereits auf 970 Euro. Das hat natürlich mit steigenden Lebenshaltungskosten zu tun. Nun liegt aber in einer Stadt wie München die errechnete Armutsgefährdungsschwelle für einen Ein-Personen-Haushalt deutlich höher. Wenn Sie in einem Single-Haushalt weniger als 1350 Euro haben, so hat es der von der Landeshauptstadt in Auftrag gegebene Münchner Armutsbericht 2017 herausgearbeitet, gehören Sie schon zu den von Frau Walper vorhin erwähnten Armutsgefährdeten. Was für einen Studenten in einem WG-Zimmer ausreichend ist – vielleicht kann er davon noch eine Rucksack-Reise finanzieren –, ist für Ältere ein sehr knappes Budget. Ältere brauchen häufig Medikamente, die eben auch nicht mehr alle erstattet werden. Sie sind immobiler, sie haben andere Kosten, und 1350 Euro sind im Alter nicht viel. Ein Beispiel: Jolanda Fischer – wieder ein Pseudonym – verkauft lieber die Straßenzeitung, als zum Sozialamt zu gehen, obwohl sie hier ihre Erwerbsminderungsrente von rund 600 Euro durch Grundsicherung aufstocken könnte. Das wusste sie aber nicht. Unwissen ist ein häufiges Problem. Das Sozialgesetzbuch ist komplex, jeder Fall liegt anders. Umso wichtiger ist es, dass man etwa in die offene Altenhilfe geht, in die Alten-Service-Zentren oder kirchliche Einrichtungen, sich beraten lässt, sich Hilfe holt. Ein Zuverdienst würde übrigens mit der aufstockenden Grundsicherung im Alter verrechnet. Jolanda Fischer geht aber auch deshalb nicht zum Amt, weil sie Angst hat, dass ihre Kinder dann belastet würden. Die haben zwar wahrscheinlich selbst nicht genug im Geldbeutel (es gibt hier hohe Freibeträge), aber auch hier fehlt wieder das Wissen. Wer informiert ist, der hat hier Vorteile.
Jolanda Fischer zeigt übrigens in ihrer Biografie die typischen Gründe für Altersarmut. Sie war alleinerziehend und konnte deshalb nur Teilzeit arbeiten. Der Ehemann war offensichtlich für die Kinder nicht zuständig. Dann wurde sie mit 50 Jahren aufgrund von Rationalisierungen eines renommierten Modehauses in München entlassen. Auf dem Arbeitsmarkt hat sie mit 50 (!) – sie sagt: „Wir Alten kriegen ja nichts!“ – nichts mehr gefunden. Dann landete sie beim Straßenzeitungsverkauf. Inzwischen wurde ihre Wohnung gekündigt wegen Eigenbedarf, und die Liste der Wohnungssuchenden auf dem Wohnungsamt ist lang. Das hat bedeutet, dass man ihr vorübergehend einen Platz im Frauenhaus zuwies. Das wollte sie aber nicht, sodass sie aus München wegzog – einer Stadt, wo sie über 40 Jahre gelebt und ihren Sohn hat. Sie kann jetzt zwar in einer kleinen Wohnung im Hinterland überleben, aber ihr Job ist weg, sie kann nicht mehr nach München zurück, und ihr fehlt sogar das Fahrgeld, um am Wochenende ihren Sohn zu besuchen, der überdies auch nicht zu wissen scheint, wie knapp es bei ihr ist.
Meine dritte These ist: Im Alter verstärken sich soziale Unterschiede und Geschlechtsunterschiede, Einkommensunterschiede, Bildungsunterschiede und Unterschiede in Quantität und Qualität sozialer Netzwerke. Die durchschnittliche Rente von Frauen deutschlandweit ist immer noch nur beinahe halb so hoch wie die von Männern. In München ist es ein bisschen besser, weil Frauen hier in der Stadt häufiger erwerbstätig sind. Bedroht sind Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Geringverdienerinnen, Geringqualifizierte, auch chronische Kranke und auch Personen mit Migrationshintergrund, sofern sie spät nach Deutschland gekommen sind; diese können nämlich häufig nicht in ihrem alten Beruf arbeiten und zahlen eben auch spät in die Rente ein. Das Überraschende für unser Projektteam war, dass die Mittelschichten, das Bürgertum im Alter im Falle von alleinlebenden Frauen armutsgefährdet ist, und zwar in ganz großem Umfang: die Lektoratsassistentin, die Buchhändlerin, die Versicherungsangestellte, alle haben sie zu kämpfen und zu knabbern. Sie arbeiten zusätzlich, sie sind auf Spenden angewiesen und oft schämen sie sich zum Teil auch, dass sie sich so wenig leisten können im Vergleich zu oft besser gestellten Freundinnen aus besseren Zeiten. Wenn körperliche Einschränkungen hinzukommen, fällt das „Laufen und Rennen“, wie es eine Interviewte sagte, doppelt schwer; man kann eben nicht dauernd Sonderangebote suchen oder hat vielleicht noch nicht einmal eine Kühltruhe, um günstige Vorräte anzulegen.
Wie behelfen sich diese Frauen? Kurz gesagt: Soziales Kapital, also gut gestellte Netzwerke, gute Nachbarschaften, oder ein enger Kontakt zur Familie helfen. Häufig haben auch die Frauen aus dem bürgerlichen Milieu hier die potenteren Kontakte. Ein Schwiegersohn, der mal einen Laptop vorbeibringt oder Freunde, die einen zum Essen oder in den Urlaub einladen, sind ein besonderes soziales Kapital. Das heißt aber nicht, dass die Ärmeren in unserem interviewten Sample per se passiv sind oder nur einsam. Hier war für uns sehr überraschend, mit wie viel Improvisationsgeschick und auch dem Versuch, die Würde zu behalten, gewirtschaftet wurde. Das Wissen der Kriegs- und Nachkriegskinder, die jetzt von Altersarmut betroffen sind, hilft. Das heißt: in den schlechten Zeiten erworbene Fertigkeiten wie Selbermachen, den Besitz schonen oder auch hauswirtschaftliche Kenntnisse wie Einkochen, Nähen, Flicken, und überhaupt ein nachhaltiges Wirtschaften sind ihnen noch gegeben. Was passiert aber, wenn meine Generation, die Baby-Boomer, demnächst in den Ruhestand gehen? Wir haben das alle vielleicht gar nicht mehr so gelernt und haben dann mehr Probleme, um hauszuhalten und zu sparen.
Befunde aus unserem Projekt zeigen: Armut macht wütend. Nach 45 Jahren als Stationsleiterin in der Altenpflege keine Wohnung in einer teuren Stadt – die von ihrer früheren kraftzehrenden Tätigkeit stark körperlich belastete Interviewpartnerin konnte nicht verstehen, dass sie weder auf dem freien Wohnungsmarkt mit ihrer Rente von 1250 Euro noch mit Hilfe des Wohnungsamtes eine bezahlbare Bleibe fand. So lebte sie, bis sie endlich am Stadtrand fündig wurde, fast drei Jahre in einem Provisorium, schlief auf einem Klappbett im Flur der Tochter. Wohnen war der absolute Dreh- und Angelpunkt im Falle von drohender oder eingetretener Altersarmut. Wegzug im Alter ist ein Problem. Ältere haben sich ihren Lebensraum zurechtgewohnt, sie haben Routinen entwickelt, sie sind angewiesen auf die Infrastruktur. Es darf eben nicht passieren, dass man Ältere in den Leerstand irgendwo in Randbezirke abschiebt, wo keine Ärzte sind, wo ihre Nachbarn nicht mehr da sind, ihre Infrastruktur fehlt usw.
Meine vierte These wäre: Armut ist schambesetzt. Nicht einmal die Familienangehörigen wissen oft Bescheid. Entsprechend ist sie auch vielfach unsichtbar. Ebenso hat sich gezeigt: Frauen aus dem Bürgertum hatten die besseren Netzwerke, um solche Armut abzufedern. Armut bedeutet häufig Ausschluss. Die große Sorge von Älteren ist, wie lange sie noch selbstständig und sozial eingebunden bleiben können. Das fragen sich naturgemäß alle Älteren. Aber mit wenig Geld im Geldbeutel, mit wenig Spielraum, ist das natürlich eine viel größere Problematik.
Was wäre zu tun? Sicherlich: Im Rahmen der Bundespolitik muss über die Konsolidierung der staatlichen Renten anders nachgedacht werden. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt; das kann ich im Detail jetzt auch nicht mehr ausführen. Auf private Altersvorsorge zu setzen ist schön, wer das kann. Aber es ist für diejenigen, die eben Zeit ihres Lebens wenig verdient haben, kaum möglich.
Weitere Reformen, das Sozialgesetzbuch betreffend: Die Sozialhilfe ist für Ältere nicht ausreichend. Sie reicht vor allem in den Städten nicht. Dann sollte, was die Rente anbelangt, der Kreis der Einzahlenden, erhöht werden. Ich persönlich freue mich über meine spätere Beamtenpension; aber eigentlich gibt es keinen zwingenden Grund, dass sich Beamte oder auch Selbstständige, die jetzt dann belangt werden, aus dem Solidarverband ausschließen. Das sind Privilegien aus dem 19. Jahrhundert, aber da muss man mal neu nachdenken. Nur – wer fasst das heiße Eisen an in der Politik?
Man sollte aber auch an die Zivilgesellschaft denken. Zivilgesellschaftliches Engagement, da ist der „Adventskalender für gute Werke“ in dieser Stadt ein wichtiger Punkt. Man sollte aber auch daran denken, dass Hilfe nicht nur aus Geld besteht, sondern ebenso aus einer Art von Gemeinschaftlichkeit, die wir an unsere Kinder weitergeben und die wir in der Nachbarschaft pflegen. Manchmal hilft es einfach auch, mit Älteren ins Gespräch zu kommen und sie „herauszuholen“ oder auch einmal einen Tipp zu geben: Geht mal in die Alten- und Service-Zentren in eurer Nachbarschaft oder zu einer kirchlichen Einrichtung. Die bieten auch Beratung, wo ich mir etwa Spenden für eine neue Brille oder einen Kühlschrank holen kann. Es ist wichtig, dass wir auch in der Zivilgesellschaft anders miteinander umgehen. Allerdings bleibt natürlich das Thema Wohnen; sozialer Wohnraum muss geschaffen werden. Was den Arbeitsmarkt anbelangt: Es gilt auskömmliche Arbeitsverhältnisse zu schaffen, insbesondere die Minijobs geben kaum Rentenpunkte. Die prekären Jobs, die wir jetzt nach Hartz IV reihum haben, führen nicht dazu, dass die Renten nachher ausreichend sind. Versicherungspflichtige Jobs ab dem ersten Euro zu ermöglichen. ist sicherlich schon einmal eine Verbesserung.
Abschließend wäre meine fünfte These, dass Prävention ein ganz wichtiger Aspekt ist. Aufklärung und Prävention bereits in jungen Jahren sind ein Desiderat. In den Schulen sollte Raum sein, einmal über diese Dinge zu sprechen. Was ist ein Rentensystem? Natürlich wollen die Jugendlichen noch nicht an Rente denken. Aber es wäre sinnvoll, über die Notwendigkeit, privat vorzusorgen, zu informieren, und gerade auch über Lebensplanungen und Lebenskonzepte anders nachzudenken. Das Risiko der traditionellen Hinzuverdiener-Rolle für Frauen: Wenn man das machen will, eine Weile Auszeit, dann sollte man möglicherweise in einem Ehevertrag festhalten, wie der Partner, der Vollzeit arbeitet, einem die Rentenpunkte durch eine private Versicherung kompensiert. Darüber kann man rechtzeitig sprechen und nachdenken, und zuletzt auch darüber, wie wir im Alter selbst leben wollen und das dann auch entsprechend in den Nachbarschaften und den Familien beizeiten andenken. Und vielleicht als letzter Satz: Da lohnt sich auch ein Blick in die skandinavischen Länder. Die gehen nämlich mit ihren Älteren, auch was Pflege usw. anbelangt, ganz anders um!