Im Rahmen einer Kooperationstagung in Rom (Casa Santa Maria) beschäftigen wir uns mit den beiden Konkordaten des Heiligen Stuhls mit Bayern 1817 und 1924.
Vor 100 Jahren schlossen der Heilige Stuhl und der Freistaat Bayern ihr noch heute gültiges Konkordat. Die Entstehung dieses kirchenpolitischen Vertrags, der im Januar 1925 ratifiziert wurde, und seine damalige innenpolitische Bedeutung für Bayern sollen bei unserer Tagung in Rom mit dem Titel „Normalität, Kalkül, Konflikt“ ein Schwerpunkt sein.
Wir blicken aber auch in die Geschichte zurück. Enge und nicht immer konfliktfreie Beziehungen zum Papsttum in Rom und ebenso zu den das Herzogtum umgebenden geistlichen Fürstentümern hatten das kirchliche Leben in Bayern seit dem Mittelalter über viele Jahrhunderte nachhaltig geprägt. Verträge zwischen bayerischen Herrschern und Fürst-Bischöfen waren über Jahrhunderte wesentlicher Teil dieser Politik gewesen.
Mit den umstürzenden Wandlungen in Europa, besonders in Deutschland und Italien, Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, nach der Französischen Revolution und den napoleonischen Umwälzungen, änderte sich die Lage grundlegend. Bayern wurde ein souveräner Staat, die früher gleichberechtigten Fürst-Bischöfe waren nun Untertanen des bayerischen Königs, und die kirchlichen Strukturen wurden noch stärker als zuvor in den Staat integriert. Das machte Absprachen mit dem Heiligen Stuhl nötig, der im Gegensatz zu den Bischöfen auch nach den säkularen Umbrüchen seine politische Handlungsfähigkeit behielt. Ein erstes Konkordat im Jahr 1817 regelte das kirchliche Leben in Bayern dann über 100 Jahre, bevor es vom aktuellen – ebenfalls langlebigen – Vertragswerk ersetzt wurde.
Die Vorträge des Symposions behandeln die Geschichte des Kirchenstaats in den letzten 100 Jahren seiner Existenz, berichten von der Entstehung des modernen Bayern und erläutern die teilweise langwierigen und kontroversen Verhandlungen, die den Abschlüssen der jeweiligen Konkordate vorausgingen.