Mutig, fromm, riskant: Anfang Januar 2025 veröffentlichen ein paar Dutzend russische Geistliche und Laien anonym einen Aufruf gegen den Krieg in der Ukraine, der sie ihre Freiheit oder ihr Leben kosten könnte: Theologisch begründen sie, warum sich Patriarch Kyrill zu Unrecht auf die Bibel und die kirchliche Tradition beruft, um den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu legitimieren.
Wir wollen zunächst die Aktion würdigen: Was steht in dem Text? Wie argumentiert er theologisch? Unter welchen Bedingungen mussten die Gleichgesinnten sich finden und arbeiten? Wie traten sie an die Öffentlichkeit? Und welche Risiken gingen sie damit ein? Wie organisiert und wie motiviert sich aktuell die Opposition?
Manches Hintergrundwissen ist nötig, um die Situation zu bewerten: Wie wird in der orthodoxen Welt traditionell das Verhältnis von Kirche und Staat bestimmt? Und was hat die neue Lehre von der „Russischen Welt“ (Russkij mir) daraus gemacht?
Schließlich interessieren uns die Perspektiven: Für die kirchliche Opposition unter Patriarch Kyrill. Für die Zivilgesellschaft unter Putin. Für den ökumenischen Dialog.