Vor zehn Jahren wurde die Enzyklika Laudato si’ veröffentlicht. Sie hat wie kaum ein päpstliches Lehrschreiben zuvor intensive weltweite Resonanz gefunden und gilt als ein weit über den Raum der Kirche hinaus anerkannter Kompass für die die sozial-ökologische Transformation. Sie gehört zum Kernbestand des Vermächtnisses von Papst Franziskus. Ihr konsequentes Zusammendenken ökologischer, sozialer und kultureller Herausforderungen als „Schrei der Schöpfung“ und „Schrei der Armen“ ist wegweisend – nicht nur aus theologisch-sozialethischer Sicht, sondern ebenso aus derjenigen der Forschung, die die Verknüpfung von Klima- und Entwicklungspolitik sowie interkulturelle Dialoge zunehmend als Erfolgsbedingung erkennt.
Zur Bilanz der bisherigen Wirkungsgeschichte von Laudato si‘ gehört auch ein kritisches Weiterdenken:
• Unterschätzt die radikale Kritik ökonomischen Denkens und des „technologischen Paradigmas“ die mögliche Wirksamkeit marktwirtschaftlicher Instrumente und technischer Innovationen?
• Ist das befreiungstheologisch geprägte Verständnis von gesellschaftlicher Transformation angesichts der gegenwärtigen Dynamik geostrategischer Machtkonflikte unrealistisch?
• Ist auch das gegenwärtige Völkerrecht ein zahnloser Tiger?
• Ist die christliche Ethik noch immer zu menschenzentriert?
• Kann Kunst helfen, ein neues Naturverständnis jenseits bloßer Zweckrationalität zu vermitteln?
Die Tagung will anhand ausgewählter Aspekte solche Fragen mit führenden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kirche, Gesellschaft und Kunst offen diskutieren. Exemplarisch für den Dialog zwischen Wissenschaft, Theologie und Kunst angesichts des neuen Klimaregimes wird die Tagung das weltliche Oratorium „Wir sind Erde“, das die Enzyklika Laudato si‘ vertont, diskutieren und in Ausschnitten zu Gehör bringen.