Liebe Frau Prof. Dr. Angelika Nußberger, lieber Herr Dr. Achim Budde, lieber Herr Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, sehr verehrte Eminenz Dr. Reinhard Kardinal Marx, verehrte Festgäste, meine Damen und Herren, Ihnen allen ein herzliches Grüß Gott!
Gerne hätte ich schon jetzt Ihnen persönlich zu Ihrer Auszeichnung gratuliert, liebe Frau Professorin Nußberger. Da ich gerade an einer Kabinettssitzung teilnehmen muss, werde ich erst zum Empfang dazu stoßen können.
Ich übermittle Ihnen aber bereits jetzt auf diesem Weg nicht weniger herzlich meine persönlichen Glückwünsche – auch im Namen von Ministerpräsident Dr. Markus Söder sowie der gesamten Bayerischen Staatsregierung.
Mit dem Romano-Guardini-Preis werden herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Geiste der Ideen Guardinis hervorragende Verdienste erworben haben. Guardini kennen die meisten als Theologen und Philosophen, aber sein Wirken wies weit über diese Felder hinaus. Literaturwissenschaftliche und pädagogische Betrachtungen gehörten ebenso zu diesem wissenschaftlichen Allroundgenie, auf das wir in Bayern sehr stolz sind.
Dabei war Guardini wahrlich kein Repräsentant der Wissenschaft, der sich in den Elfenbeinturm zurückzog. Ihm ging es immer um den modernen Menschen – und wie er sich in der so unübersichtlichen und komplexen Welt zurechtfindet.
Liebe Frau Professorin Nußberger, das eint Sie mit dem großen Namensgeber Ihrer heutigen Auszeichnung. Denn auch für Sie steht stets der Schutz des Menschen und die Wahrung seiner Würde im Mittelpunkt. Als herausragende Juristin machen Sie sich deshalb für eine wichtige Grundüberzeugung stark: Nämlich, dass der Rechtsstaat eine der größten kulturellen Errungenschaften der Menschheitsgeschichte ist. Die Durchsetzung und Verteidigung der Menschenrechte gegen alle, die mit Willkür und Unterdrückung herrschen, steht darum im Zentrum Ihres Wirkens. Sie stehen ein für Ihre Überzeugung: Wem Unrecht widerfährt, der muss Gehör finden können.
Wer Sie in Vorträgen, Gesprächen und Interviews hört, spürt Ihre Leidenschaft und Ihre Begeisterung für das Recht, die Rechtsprechung und die in ihr zu findende Gerechtigkeit.
Diese Gerechtigkeit ist universal und sollte für alle Menschen möglich sein – auch deshalb führte Sie Ihr Weg bereits im Studium in die weite Welt: in Moskau, Straßburg, Coimbra und Harvard haben Sie Ihre Perspektiven erweitert. Und diesen Weitblick merkt man Ihnen stets an.
Ihr messerscharfer Sachverstand und Ihre äußerst ausgeprägte Fähigkeit zum Verständnis für andere Kulturen haben Sie zur idealen Besetzung am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gemacht. Von 2017 bis 2019 waren Sie dort sogar Vizepräsidentin.
Ein Kontinuum war und ist Ihre Tätigkeit an der Universität in Köln als Professorin für Verfassungsrecht, Völkerrecht und Rechtsvergleichung. Seit über 20 Jahren setzen Sie dort Impulse für die nächsten Generationen von Juristen. Die Studentinnen und Studenten schauen zu Ihnen auf, weil Sie Sachverstand, lebenslange Neugier und große Menschlichkeit miteinander verbinden.
Neben Ihrem großen Ansehen in Deutschland erfuhren Sie aber auch viele Ehrungen im Ausland, besonders in Osteuropa. Dass Sie nun auch in Bosnien-Herzegowina internationale Richterin am dortigen Verfassungsgericht sind, ist ein weiterer verdienter Beweis Ihrer Fähigkeiten – und Ihrer internationalen Reputation.
Verehrte Frau Professorin Nußberger, bei all Ihren Fähigkeiten und Ihrem Renommee wäre es nicht verwunderlich, wenn Sie eine gewisse Aura der Unnahbarkeit umgeben würde. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ihre entwaffnende Herzlichkeit und Ihr echtes Interesse am anderen Menschen machen Sie zu einer für alle geschätzten Gesprächspartnerin. Die Menschen schenken Ihnen gerne ihr Vertrauen.
Und damit sind Sie eine würdige Preisträgerin der Ihnen heute verliehenen Auszeichnung. Ich wünsche alles Gute, weiterhin viel Freude an Ihren vielfältigen Tätigkeiten, stabile Gesundheit und Gottes reichen Segen!
Und erlauben Sie mir zum Schluss eine ganz persönliche Anmerkung, nachdem unsere leider schon verstorbenen Mütter sich vor vielen Jahren als Lehrerinnen am Luisen-Gymnasium kennenlernten und gute Freundinnen wurden: Ihre Mutter war ohnehin stolz auf Ihren Lebensweg. Heute wäre sie zu Recht noch ein bisschen mehr stolz! Und Sie selbst dürfen es auch sein. Nochmals herzlichen Glückwunsch!