Die europäische Dimension des Krieges

Die "diplomatische Revolution" in der europäischen Außenpolitik und das Reich als Kriegsschauplatz

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In der Ankündigung des Beitrages hieß es noch „Die diplomatische Revolution“. Diese Formulierung wurde 1939 von dem NS-Historiker Peter Richard Rohden geprägt. Es ist daher besser, den 1844 von Simonde de Sismondi und 1896 von Richard Waddington eingeführten Begriff „renversement des alliances“, die „Umkehrung der Allianzen“, weiter zu benutzen.

Der Siebenjährige Krieg war als Dritter Schlesischer Krieg letztlich eine Folge des Ersten Schlesischen Krieges. Dessen Ausbruch erklärt sich zunächst aus einem Zufall, dem unerwarteten Aussterben der Habsburger in männlicher Linie am 20. Oktober 1740, als Karl VI. mit 56 Jahren, überraschend, starb. Das war für die europäischen Mächte wie eine Einladung, sich am Erbe Maria Theresias zu vergreifen. Auch der junge, 28jährige, erst am 31. Mai 1740 auf den Thron gelangte Friedrich von Brandenburg-Preußen sah die Chance und eröffnete, in der Frühen Neuzeit unüblich, im Winter, am 16. Dezember 1740, mit dem Überfall auf Schlesien, den Österreichischen Erbfolgekrieg. Das Risiko war enorm. Friedrich wäre verloren gewesen, hätten sich nicht weitere Mächte wie Sachsen, Bayern, Kurpfalz, Kurköln, Neapel, Spanien und Frankreich, entschlossen, sich ebenfalls am habsburgischen Erbe zu bereichern.

Was bewog Friedrich zu diesem unkalkulierbaren Risiko? Er ist vorrangig aus der Besonderheit Friedrichs II. als defizitärer Monarch zu erklären. Er war ein dysfunktionaler Dynast, da er sich früh entschlossen hatte, die Dynastie nicht fortzusetzen, weil er gleichgeschlechtlich veranlagt war. Dies war im dynastischen Zeitalter, dem Zeitalter der Erbfolgekriege von größter politischer Bedeutung. Die Dynastien der Valois in Frankreich, der Medici in Florenz, der Oranier in England, der Wittelsbacher in Schweden starben aus, weil ihre letzten Repräsentanten gleichgeschlechtlich orientiert waren.

Friedrich war sich bewusst, dass er einer der vorrangigsten königlichen Pflichten, der Erhaltung der Dynastie, nicht nachkommen konnte. Er versuchte dies mit Eroberungen zu kompensieren, um dennoch als großer König in die Geschichte einzugehen. Egozentrisch war er bereit, Preußen für seinen persönlichen Ruhm, schlimmstenfalls für sein eigenes glorioses Ende, zu opfern. Am 27. April 1745 schrieb er an seinen Minister Podewils: „Ich habe es mir zur Ehrensache gemacht, mehr denn ein anderer meines Hauses Macht zu erhöhen […] Ich bin durchaus entschlossen, dafür einzustehen, und koste es mich Glück und Leben. […] ich habe einmal den Rubikon hinter mir und will nun meinen Machtbesitz behaupten, oder es mag alles zugrunde gehen und bis auf den preußischen Namen mit mir begraben werden.“ Während des ganzen Krieges trug er eine kleine Dose mit tödlichem Gift bei sich, seine „Trösterin“, um sich jeder Zeit der Verantwortung zu entziehen. Was Jürgen Luh seine „Ruhmsucht“ nennt, führte zu „kompensatorischen Taten“, welche die Mit- und Nachwelt von seiner als Defizit empfundenen Veranlagung ablenken sollte.

Die ständigen Vorhaltungen seines Vaters, er sei unfähig sein Nachfolger zu werden, führten bei Friedrich zu kompensatorischen Handlungen, die in den gewagten Schritt von 1740 mündeten, sein ganzes weiteres Leben dominierten, die deutsche und mitteleuropäische Geschichte durch den preußisch-österreichischen Dualismus bis über 1866 hinaus beeinflussten und ihm im Siebenjährigen Krieg fast das Leben und seinem Staat beinahe die Existenz kosteten.

Die Veränderung der Mächtekonstellation zu Beginn des globalen Krieges in Europa

Der Siebenjährige Krieg ist als erster Weltkrieg bezeichnet worden. Diese Bezeichnung gebührt jedoch eher dem Österreichischen und noch mehr dem Spanischen Erbfolgekrieg, die ebenfalls in Europa, auf den Weltmeeren und in den überseeischen Kolonien ausgetragen wurden.

Nachdem die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Großbritannien in Nordamerika seit 1754 eskalierte, drohten auch in Europa Kriegshandlungen. Die Weigerung Österreichs, auf britischen Wunsch, seine Truppen in den Niederlanden zu verstärken, führte zur Auflösung des österreichisch-britischen Bündnisses am 16. August 1755. Großbritannien suchte neue Verbündete und stellte Russland im Vertrag von Sankt Petersburg am 30. September 1755 hohe Subsidien für die Stationierung von Truppen an der preußischen Grenze in Aussicht. Das mit Frankreich verbündete Brandenburg-Preußen sollte so davon abgehalten werden, die Stammlande des Königs von Großbritannien, Hannover, zu besetzen.

Friedrich II. war alarmiert und sandte seinen Jugendfreund General Hans Karl von Winterfeldt zu Verhandlungen nach London. Dieser schloss am 16. Januar 1756 die Konvention von Westminster. Sie sah den gemeinsamen Schutz Norddeutschlands vor, für den nun Friedrich II. hohe Subsidien erhielt. Der Vertrag mit Russland wurde von Großbritannien nicht ratifiziert. Der Konvention löste den Umsturz der Bündnisse aus.

Ludwig XV. wollte Hannover als Faustpfand besetzen und sah sich nun durch seinen preußischen Verbündeten hintergangen. Dies führte zum Abschluss des ersten Vertrages von Versailles am 1. Mai 1756 als Defensivbündnis zwischen Frankreich und Österreich. Gleichzeitig verhandelte Österreich mit Zarin Elisabeth über ein gemeinsames Vorgehen gegen Preußen. Als die Franzosen im April 1756 die seit dem Spanischen Erbfolgekrieg britische Insel Menorca besetzten und auf Korsika landeten, erklärte Großbritannien Frankreich am 17. Mai 1756 den Krieg.

Etappen des Krieges mit dem Reich als Kriegsschauplatz

Von der Nachricht über vermeintliche Kriegsvorbereitungen seiner Gegner beunruhigt, entschloss Friedrich sich zum Präventivkrieg und marschierte am 29. August 1756 – ohne Kriegserklärung – in Sachsen ein. Die sächsische Armee wurde in Pirna eingeschlossen. Friedrich II. hatte die Situation, vor der er sich fürchtete, durch diesen Rechtsbruch selbst herbeigeführt. Am 10. Januar 1757 trat Russland dem Bündnis von Frankreich und Österreich bei. Der Dritte Schlesische Krieg war entfesselt. Das Verhältnis der Bevölkerung der gegnerischen Parteien betrug 80 Millionen gegen vier Millionen Preußen.

Durch den Überfall auf Sachsen hatte Friedrich auch den Reichslandfrieden gebrochen. Kaiser Franz I. erreichte am Reichstag in Regensburg am 17. Januar 1757 die Reichsexekution gegen Preußen. Auch das Reich stellte eine Armee ins Feld. Am 1. Oktober wendete sich Friedrich gegen den Vormarsch der österreichischen Armee unter Feldmarschall Browne, die den eingeschlossen Sachsen bei Pirna zu Hilfe kommen wollte. Friedrich schlug ihn am 1. Oktober 1756 bei Lobositz an der Elbe in Böhmen. Daraufhin kapitulierte die sächsische Armee am 16. Oktober. Die einfachen Soldaten wurden in die preußische Armee eingereiht, desertierten aber später massenhaft.

Das Jahr 1757 begann nicht gut für Friedrich. Im März schlossen sich Schweden und bald auch Sachsen und Spanien den Alliierten an. Am 1. Mai änderten Österreich und Frankreich ihr Defensivbündnis durch den zweiten Versailler Vertrag in eine Offensivallianz mit dem Ziel der Zerschlagung Preußens. Brandenburg-Preußen sollte auf den Stand von 1614 reduziert werden. Statt der bisherigen 24.000 sagte Frankreich nun 100.000 Mann und Subsidien für Österreich zu. Im Falle der Eroberung Schlesiens verlangte Frankreich die Abtretung der Österreichischen Niederlande an die bourbonischen Nebenlinie Bourbon-Parma und vier Barrierefestungen direkt an Frankreich. Parma sollte an Österreich gehen.

Am 6. Mai 1757 siegte Friedrich jedoch bei Prag über das Heer Karl Alexanders von Lothringen. Es war ein teurer Sieg, mit dem Verlust von 12.500 Gefallenen erkauft. Mit seinen verbliebenen 50.000 Männern versuchte Friedrich Prag einzuschließen und auszuhungern. Friedrichs Triumpf währte nur kurze Zeit. Von Osten rückte der österreichische Feldmarschall Daun schnell mit einer Armee zum Entsatz Prags an. Dauns Armee war Österreichs letztes Aufgebot. Friedrich wollte Dauns Eintreffen nicht abwarten und zog ihm mit einem Teil der nach dem verlustreichen Sieg verbliebenen Truppen entgegen. Er fand ihn in einer sehr günstigen Stellung auf den Hügeln von Kolin. Friedrichs Berater rieten von einer Schlacht ab.

Friedrich hoffte jedoch am 18. Juni 1757 in Kolin die Entscheidung des Krieges herbeizwingen zu können. Er hatte die Absicht, die eine österreichische Armee bei Kolin zu schlagen, die andere in Prag gefangen zu nehmen, Frieden mit Österreich zu schließen und die Franzosen über den Rhein zu drängen. Vor allem wollte er Österreich aus dem antifriderizianischen Bündnis herausbrechen, bevor Russland und Schweden aktiver in das Kampfgeschehen eingriffen. Der Plan scheiterte. Fast 14.000 Preußen blieben auf dem Schlachtfeld.

Prinz Heinrich drängte auf sofortigen Rückzug. Friedrich erklärte er sei unfähig, Anordnungen zu treffen, worauf Heinrich die Reste der Armee zurückführte. Jedem war bewusst, die Belagerung Prags musste aufgehoben werden. Böhmen, Teile Schlesiens und die Lausitz mussten geräumt werden. Das war schlimm, weil man bei begrenzten eigenen Ressourcen darauf angewiesen war, den Krieg aus den Mitteln des besetzten Landes zu führen. In Westdeutschland siegten die Franzosen am 26. Juli unter Marschall Le Tellier bei Hastenbeck über die hannoversche Armee unter dem Herzog von Cumberland.

Mentalitätsgeschichtlich war entscheidend, dass Friedrich bei Kolin den Nimbus der Unbesiegbarkeit verlor. Die Lagebeurteilung Friedrichs und der Österreicher deckten sich. Ein preußischer Sieg wäre wahrscheinlich kriegsentscheidend gewesen. Doch Friedrich unternahm den Versuch, geschwächt von seinem Sieg bei Prag, dessen Belagerung er gleichzeitig aufrechterhielt, mit unzureichenden Mitteln. In seiner Umgebung wurde befürchtet, dass er Selbstmord begehen würde.

Karl Alexander von Lothringen und Daun verfolgten die Preußen bis nach Sachsen. In der Oberlausitz beim Dorf Moys unweit von Görlitz kam es am 7. September zum nächsten größeren Gefecht. Durch die Niederlage von Moys war die Verbindung zwischen der Lausitz und Niederschlesien unterbrochen. Auch aus dem Westen kamen keine guten Neuigkeiten. Nach der Schlacht von Hastenbeck am 26. Juli 1757 musste sich die hannoversche Observationsarmee unter stetiger französischer Verfolgung, zurückziehen. Aufgrund dänischer Vermittlung kam es am 10. September zu einem regionalen Waffenstillstand, der Konvention von Kloster Zeven. Die Franzosen unter ihrem neuen Befehlshaber, dem Herzog von Richelieu, besetzten Hannover und pressten es wie die preußischen Besitzungen am Rhein und in Ostfriesland aus. Das Hauptkriegsziel der Franzosen auf dem Kontinent war erreicht. Großbritannien war aus dem kontinentalen Krieg ausgeschieden.

Am 30. August 1757 siegte die russische Armee unter Feldmarschall Apraxin in der Schlacht bei Groß-Jägersdorf in Ostpreußen. Die Lage der Preußen war verzweifelt. Der Krieg schien seinem Ende nahe. Der Triumph der siegreichen Franzosen, Österreicher und Russen schien vollständig. Am 16. Oktober gelang es dem österreichischen General von Futak mit einer Husarenabteilung, für einen Tag Berlin zu besetzen. Gegen Zahlung von Kontributionen verzichtete er auf Plünderungen. Demoralisierung griff bei den Preußen um sich.

Seit August rückten die Reichsarmee unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen und die französische Armee unter Charles de Rohan, prince de Soubise, in Thüringen gegen Sachsen vor. Friedrich eilte aus Schlesien herbei. Bei Roßbach westlich von Leipzig wurde er am 5. November 1757, während er mit seinen Generälen speiste, vom Erscheinen der Franzosen und der Reichsarmee überrascht. Friedrich Wilhelm von Seydlitz rannte als erster hinaus und ließ die Kavallerie aufsitzen. Einen Schlachtplan gab es nicht. Der Sieg bei Roßbach war letztlich dem planenden Eingreifen Prinz Heinrichs zu verdanken.

Die strategischen Auswirkungen der Schlacht von Roßbach waren eher gering. Zwar siegten die Preußen, aber die französische Armee drangsalierte in Thüringen weiter die Bevölkerung. Dennoch: 22.000 Mann hatten 41.000 in die Flucht geschlagen. Europa staunte. Roßbach wurde zu einem entscheidenden Bestandteil des Friedrich-Mythos. Nun glaubten viele, man müsse sich als Deutscher entscheiden, zwischen Österreich oder Preußen. Der Sieg bei Roßbach führte dazu, dass Großbritannien sein kriegerisches Engagement auch auf dem europäischen Kontinent wiederaufnahm.

Während Friedrich in Sachsen operierte, sollte der Herzog von Braunschweig-Bevern Schlesien sichern. Daun nutzte seine Überlegenheit und belagerte ab dem 14. Oktober Schweidnitz, das sich am 13. November 1757 ergab. Nun richtete Karl Alexander von Lothringen sich gegen das Zentrum der preußischen Macht in Schlesien, Breslau. Es kapitulierte am 25. November. Schlesien, das viele Rekruten für den Krieg stellte und erheblich zu den finanziellen Lasten beitrug, war fast vollständig verloren.

Um zu retten was noch zu retten war, eilte Friedrich aus Sachsen herbei und vereinigte sich am 2. Dezember mit den Resten der schlesischen Armee. Am 5. Dezember kam es bei Leuthen in Niederschlesien zur Schlacht. Die überragende Bedeutung der bevorstehenden Operation betonte Friedrich vor der Schlacht in einer Ansprache an seine Generäle. Er appellierte an ihren Mut und Vaterlandsliebe und erklärte, die Lage sei so verzweifelt, dass es nur die Alternative zwischen Sieg und Tod gäbe. Zudem forderte er die Anwesenden auf, allen Soldaten den Inhalt seiner Ansprache bekannt zu machen. Hier zeigt sich der neue friderizianische Führungsstil. Rhetorik wird zum Mittel der Politik und der Truppenführung und zwar in Form eines Appells an die Ehre und die Vaterlandsliebe, nicht nur der Offiziere, sondern auch jedes einfachen Soldaten. Dadurch traten sie in eine neue Beziehung zum Monarchen. Die Alternativen, die der König anbot, waren extrem: siegen oder untergehen. Aber gerade dieser extreme Gegensatz verlieh der Ansprache die rhetorische Durchschlagskraft und damit dem möglichen „Tod fürs Vaterland“ etwas vermeintlich Erhabenes.

Am 6. Dezember 1757 stießen die Heere aufeinander. 10.000 Österreicher blieben tot zurück, 12.000 wurden gefangen. Die auf dem Schlachtfeld verbliebenen, siegreichen, erschöpften preußischen Kämpfer sangen nach ihrem blutigen Tagewerk den Choral „Nun danket alle Gott“. Der numerisch unwahrscheinliche Sieg bei Leuthen, eingerahmt durch diese Ansprache und das spontane Singen des Chorals auf dem Schlachtfeld, aber auch die schnelle propagandistische Publikation dieses Ensembles von Ansprache, gewonnener Schlacht und Choral, machten die Schlacht von Leuthen zu einem Ereignis, das weltweit Beachtung fand und zum Teil des Friedrichmythos wurde.

Trotz des Desasters bei Kolin hatte Friedrich wieder auf die schiefe Schlachtordnung gesetzt. Gegen den Hauptfeind Österreich wurde ein bedeutender Erfolg errungen. Schlesien, wirtschaftlich und strategisch von entscheidender Bedeutung, war wieder fast gänzlich preußisch. Der Feind musste sich seine Winterquartiere im eigenen Land suchen. Friedrich verbrachte den Winter in Breslau.

Im Mai 1758 rückte er bis Troppau vor und begann am 20. Mai die Belagerung des stark befestigten Olmütz. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz besiegte Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel die Franzosen am 12. Juni 1758 bei Rheinberg und erneut am 23. Juni 1758 bei Krefeld und kontrollierte zum Jahresende fast das gesamte rechtsrheinische Gebiet.

Weniger glücklich verlief es für Friedrich im Osten. Die Belagerung von Olmütz musste abgebrochen werden, weil ein Konvoi von mehr als 3.000 Fuhrwerken mit Proviant, Belagerungsgerät, Munition, Geld und 18.000 frischen Soldaten, nahezu 30 Kilometer lang, Ende Juni fast vollständig verloren ging. Derweil wurden die brandenburgischen Kernländer von einer russischen Invasion bedroht. Das russische Heer unter Wilhelm von Fermor näherte sich der Oder, es drohte seine Vereinigung mit den Österreichern. Friedrich musste eine der beiden Mächte schlagen, bevor es dazu kam. Er entschied sich für die Russen, deren militärische Fähigkeiten er geringschätzte.

Am 25. August 1758 griff Friedrich sie mit unterlegenen Kräften bei Zorndorf in der Neumark an. Er siegte, doch der Triumph war so verlustreich, dass auch die Russen das Treffen als Sieg feierten. Fermor wich jedoch bis zur Weichsel zurück. Während der Schlacht riskierte Friedrich sein Leben, stieg vom Pferd, ergriff die Fahne eines Infanterieregiments und führte ­
die fliehenden Haufen erneut dem Feind entgegen. Lange schien das russische Fußvolk als unüberwindbar. Die Schlacht schien verloren. Wiederholt befahl Friedrich seinem Reitergeneral Seydlitz einen Angriff. Seydlitz jedoch wartete auf einen günstigen Augenblick. Friedrich erkannte dies nach der Schlacht als richtig an.

Nachdem die Schlacht um den Preis 30.000 Gefallener gewonnen war, schrieb Friedrich abends, auf einer Trommel sitzend, Briefe. Diese Szene wurde durch zeitgenössische Kupferstiche zum festen Bestandteil der Friedrichfolklore. Die Russen zogen sich zunächst nach Osten zurück. Friedrich wandte sich erneut gegen die Österreicher.

Am 10. Oktober marschierte er während eines dichten Nebels in vier Kolonnen nach Hochkirch. Als der Nebel sich auflöste, erkannte man, dass die feindliche Armee gegenüber lagerte. So errichtete er ein Lager bei Hochkirch. Daun und Laudons Angriff in der Nacht zum 14. Oktober war überwältigend. Diesmal waren sie Friedrich zuvorgekommen, der am nächsten Tag die Schlacht anbieten wollte.

Dass es noch zu einem halbwegs geordneten Rückzug kam, war Ziethen und Sydlitz zu danken. Sie fühlten sich in so exponierter Stellung gegenüber den
mit 78.000 Mann mehr als doppelt so starken Österreichern unwohl. Entgegen Friedrichs Anweisung hatten beide die Pferde ihrer Regimenter nachts gesattelt gelassen. Von den 30.000 Preußen waren ungefähr 9.000 gefallen. Friedrich hatte mit dieser Niederlage die Fähigkeit zur offensiven Kriegsführung verloren.

Der österreichische Sieg bei Hochkirch schien entscheidend, doch für Frankreich zeichneten sich für das Jahr 1759 auf den europäischen und überseeischen Kriegsschauplätzen stärkere Belastungen ab. Man entschied die Ressourcen gegen Großbritannien zu konzentrieren. Im dritten Versailler Vertrag vom 30. Dezember 1758 bekräftigte Frankreich zwar das Bündnis mit Österreich und Russland, widerrief jedoch seine Versprechungen in Bezug auf Schlesien, reduzierte seine militärischen und finanziellen Hilfen für die Verbündeten und verzichtete im Gegenzug auf seine Ansprüche auf die Österreichischen Niederlande.

Friedrich versuchte, seine verbliebenen Kräfte zu schonen. Es kam ihm entgegen, dass der Feldzug 1759 spät eröffnet wurde. Alle warteten auf die Russen, die sich bei Posen unter Feldmarschall Saltykow sammelten und sich erst Anfang Juli Richtung Schlesien bewegten. Friedrichs Lage war wenig hoffnungsvoll. Seine Gegner verfügten zusammen über ungefähr 330.000 Mann, denen Friedrich kaum 150.000 entgegenstellen konnte. Davon waren viele sehr jung, minderjährig, unausgebildet; viele seiner erfahrenen Offiziere waren in den verlustreichen Feldzügen der vergangenen Jahre gefallen. An ihre Stelle traten immer jüngere, oft bürgerliche Offiziere, ohne viel Praxis. Der Feldzugsplan für 1759 sah vor, zunächst die Russen zu schlagen.

Nach der eher unentschiedenen als gewonnenen Schlacht bei Zorndorf und einer Reihe weiterer Niederlagen waren weite Teile Preußens wie Ostpreußen von Feinden besetzt. Geld, Männer, Pferde, Ausrüstungen und Munition für die Fortsetzung des Krieges waren immer schwieriger aufzutreiben. Unweit Frankfurts an der Oder drohte erstmals die Vereinigung der beiden mächtigsten Feinde, der Russen und Österreicher. Sollte dies geschehen, wären Berlin und die Kernlande der Monarchie kaum zu verteidigen.

Eilig rückte Friedrich aus Schlesien heran, dessen Verteidigung mit unzureichenden Truppen er seinem Bruder Prinz Heinrich überließ. Wie immer in diesem Krieg galt es, den Gegnern nach Möglichkeit vor ihrer Vereinigung eine entscheidende Niederlage beizubringen, um ihrer erdrückenden Übermacht zu entgehen. Zwar konnte er dem kaiserlichen Feldmarschall Daun den Weg nach Norden verlegen. Doch 20.000 Österreicher unter Feldmarschallleutnant Laudon konnten die preußische Hauptmacht umgehen und zu den Russen stoßen.

Schon kurz zuvor hatte Saltykow bei Kay am 23. Juli eine preußische Streitmacht unter dem jungen Generalleutnant Carl Heinrich von Wedell geschlagen. Friedrich vereinigte die Reste von Wedells Korps mit seiner Hauptmacht. So standen bei Kunersdorf 50.000 Preußen gegen 79.000 Russen und Österreicher.

Da Friedrich II. Staatsoberhaupt, Außenminister, Oberbefehlshaber und Feldherr in einer Person war, konnten auf preußischer Seite Entscheidungen schnell getroffen und umgesetzt werden. Die Feldherren der alliierten Streitkräfte waren hingegen von den Instruktionen ihrer Monarchen und Gremien wie Kriegsräten abhängig. Zudem mussten sie ihre Aktionen koordinieren, was immer wieder zu Reibereien führte. In dieser Konstellation konnte Friedrich II. trotz erheblicher numerischer Unterlegenheit wiederholt durch überraschende und beherzte Aktionen Siege erringen. Darauf hoffte er auch in den verzweifelten Augusttagen des Jahres 1759. Es war ein Vabanque, ein riskantes Alles-oder-Nichts-Spiel.

Wie schon bei Leuthen, als er eine mehr als doppelt so starke österreichische Armee geschlagen hatte, setzte Friedrich bei Kunersdorf, unweit von Frankfurt an der Oder, auf die schiefe Schlachtordnung. Am 12. August 1759 trafen die Heere aufeinander. Der Auftakt der Schlacht war verheißungsvoll. Seit drei Uhr morgens waren die Truppen des Königs in Bewegung. Es gelang ihm, die Gegner zu überraschen und über die Verteilung der eigenen Kräfte zu täuschen. Schnell wurde der strategische Mühlberg mit einer zentralen feindlichen Artilleriestellung eingenommen und der linke Flügel der Russen geschlagen. Friedrich schickte eine Siegesmeldung nach Berlin.

Während der Schlacht traf Herr von Bülow, Adjutant des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, ein, um dem König den Sieg zu melden, den der Herzog am 1. August bei Minden über die Franzosen errungen hatte, denen dadurch die erneute Besetzung Hannovers verwehrt war. Bei den Friedensverhandlungen hatte Frankreich kein Faustpfand mehr.

Um drei Uhr Nachmittags waren die Berater des Königs sicher, dass Russen und Österreicher abziehen würden, wenn man ihnen eine Gelegenheit dazu einräumen würde. Friedrich jedoch wollte den Sieg noch steigern. Taktische Fehlentscheidungen führten binnen kurzer Zeit zur Verwandlung des Sieges in die bisher größte Katastrophe des preußischen Heeres. 20.000 Preußen hatten den Tod gefunden oder waren verwundet worden. Das waren 40 % des Heeres. Es war die für Preußen blutigste und unglücklichste Schlacht des Siebenjährigen Krieges. Der preußische Staat, der sich wie kein anderer auf die Armee gründete, schien vernichtet. Das Heer befand sich in regelloser Flucht. Friedrich verfügte nur noch über 3.000 Soldaten.

Friedrich wurden im Laufe der Schlacht zwei Pferde unter dem Leib weggeschossen. Eine Kugel blieb in seiner Tabakdose stecken. Nur die Kühnheit eines Rittmeisters rettete ihn vor der Gefangennahme. Er ärgerte sich, dass er noch lebte. Alles schien verloren. Er dankte zugunsten seines Neffen Friedrich Wilhelm ab. Bei Bekanntwerden der Niederlage brach in Berlin Panik aus. Der Hof und die Spitzen der Verwaltung flüchteten. Das Volk war empört und rief ihnen Schimpfworte nach.

„Le Miracle de la maison Brandenbourg“

„Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg. In der Zeit, da der Feind […] eine zweite Schlacht hätte wagen und den Krieg beendigen können, ist er von Müllrose nach Lieberose marschiert. […] Ich schneide ihn […] von dem ganzen Teil der Lausitz ab, der ihm hätte Lebensmittel liefern müssen. Der Hunger wird ihn zwingen, einen Entschluss zu fassen“, schrieb Friedrich am 1. September 1759 an seinen Bruder Heinrich. Seine Abdankung hatte er bereits vier Tage nach der Schlacht von Kunerdorf wieder zurückgenommen, als sich aus den Trümmern seines Heeres wieder 19.000 Mann in seinem Hauptquartier versammelt hatten.

Wie ein Jahr zuvor bei Zorndorf hatten die Russen trotz ihres Sieges bei Kunersdorf große Verluste erlitten und fühlten sich allein zum weiteren Vorstoß nicht in der Lage, sie wollten auf Dauns Armee warten, um gemeinsam auf Berlin zu marschieren. Daun jedoch wurde in Schlesien von Heinrich festgehalten, bis sich die Russen wegen Nachschubschwierigkeiten wieder über die Oder zurückziehen mussten. Der russische Feldherr unterstellte Daun, ihn absichtlich nicht zu verstärken. Saltykow hatte 13.000 Mann verloren und fürchtete, bei einem zügigen Vormarsch seine Versorgungslinien zu überdehnen. An die Zarin schrieb er: „Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen teuer zu verkaufen; noch einen solchen Sieg, und ich werde die Nachricht davon […] allein zu überbringen haben.“

Kunersdorf blieb für Friedrich ein traumatisches Erlebnis. Die preußischen und österreichischen Hauptarmeen operierten weiter in Sachsen. Unmittelbare Folge der Schlacht war die Aufgabe von Dresden am 4. September, womit eine wichtige Operationsbasis und ein sicherer Übergang über die Elbe verloren gingen.

Am 18. September 1759 war der Krieg in Übersee mit der Eroberung Quebecs durch britische Truppen weitgehend entschieden. Friedrich hoffte nun auf einen Frieden mit Frankreich. Man hätte nun zu einem Verhandlungsfrieden gelangen können. Aber das hätte Gebietsabtretungen bedeutet. Dazu war er nicht bereit.

Mitte November 1759 berichtet Friedrichs Vorleser de Catt aus dem königlichen Hauptquartier westlich von Dresden: „Alle […] missbilligten heftig die Entsendung der Truppen nach Maxen.“ Dann kam das Unglück. Am 20. November 1759 wurde das Korps unter General Finck mit 10.000 Mann bei Maxen durch Daun gefangen genommen. Zwei Wochen später, am 3. Dezember 1759, widerfuhr Generalmajor Diericke mit 1.500 Infanteriesoldaten das gleiche Verhängnis.

Wider den allgemeinen Befürchtungen hatte der sogenannte „Finckenfang von Maxen“ keine katastrophalen Auswirkungen, außer, dass das Ansehen Dauns stieg und Friedrichs Popularität auf einen Tiefpunkt sank. Die gegnerischen Armeen bezogen bald danach Winterlager in Sachsen unweit von Dresden. Da Friedrich seine Truppen ein Feldlager beziehen ließ, zwang er auch die Österreicher auf feste Winterquartiere zu verzichten.

Der Feldzug 1760 begann mit einem Unheil gleicher Art; diesmal brach es über General de la Motte Fouqué herein. Er wurde am 23. Juni bei Landeshut in Schlesien mit 12.000 Mann von Laudon überwältigt. Damit war fast die gesamte schlesische Armee verloren, die nur noch aus 15.000 Mann bestanden hatte. In der Folge eroberten die Österreicher die Festung Glatz.

Zu Beginn des Jahres 1760 war man in Preußen der Ansicht, man müsse um des Überlebenswillens den Frieden suchen, auch um den Preis Schlesiens. Friedrich wollte davon nichts wissen. Die kurzfristige Besetzung und Brandschatzung Berlins im Oktober konnte nicht verhindert werden.

Ab 1760 fehlte allen kontinentalen Kriegsparteien das, was Friedrich den „Nerv des Krieges“ nannte: Geld! Friedrich finanzierte den Krieg neben den regulären Steuern und den englischen Unterstützungszahlungen hauptsächlich mit Kontributionen, die er aus den besetzten Territorien, besonders aus Sachsen, herauspresste. Zudem ließ er minderwertige Münzen mit erbeuteten und gefälschten sächsischen Münzstempeln prägen. Bald wurde auch der Edelmetallgehalt der preußischen Münzen herabgesetzt. Um die Krone nicht mit diesem Makel zu belasten, verpachtete er das Münzregal an jüdische Bankiers. In den letzten Kriegsjahren musste Friedrich die Entlohnung der preußischen Staatsdiener einstellen. Alles, was er irgendwie an Geld aufbringen konnte, wurde für die Armee verwandt.

Vergeblich versuchte er, das Osmanische Reich zum Kriegseintritt gegen Russland oder Österreich und den König von Sardinien zum Kriegseintritt gegen Österreich oder Frankreich zu bewegen. Der Krieg in Europa hatte sich totgelaufen. Friedrichs Lagebeurteilung war deprimierend. Ständig klagte er, dass es nicht mehr möglich sei, Mannschaften und Offiziere adäquat zu ersetzen. Trotz des preußischen Sieges bei Liegnitz in Schlesien am 15. August 1760 blieb die Lage unverändert verzweifelt. Er operierte weiter in Schlesien, bis ihn der russisch-österreichische Angriff auf Berlin im September zwang, der Hauptstadt zu Hilfe zu eilen. Der Sieg von Liegnitz war vor allem moralisch wichtig. Es war der erste wirkliche Erfolg Friedrichs seit Hochkirch 1758.

Noch entscheidender wurde der preußische Sieg bei Torgau am 3. November, die letzte große Schlacht des Krieges. Große Teile Sachsens waren von der Reichsarmee besetzt und Daun versuchte, sich mit ihr zu vereinigen. Sachsen war aber die Drehscheibe des preußischen Nachschubes, unentbehrlich für die Finanzierung des Krieges und für die bald zu beziehenden Winterquartiere. Daun wurde am Fuß verwundet. Friedrich erlitt einen Streifschuss an der Brust, der jedoch ohne ernste Folgen blieb. Diesmal hatte Daun voreilig eine Siegesmeldung nach Wien geschickt. Danach sah es um 17 Uhr bei Einbruch der Dunkelheit aus. Nach einem dritten verlustreichen Angriff zogen sich die Preußen zurück. Daun ließ sich zum Verbinden nach Torgau bringen. Doch im Schutz der Dunkelheit stürmten die Preußen unter Ziethen die befestigten Süptitzer Höhen. Die schon siegestrunkenen Österreicher flüchteten. Es war der bitterste Moment in Dauns Feldherrnkarriere.

Im Sommer 1761 bezog Friedrich das uneinnehmbare Lager von Bunzelwitz in Niederschlesien. Österreicher und Russen belagerten ihn mit 135.000 Mann, mussten die Belagerung jedoch am 10. September aufgeben, weil die Ernährung einer so großen Armee in dieser Gegend nicht gewährleistet werden konnte. Sie ließen 20.000 Mann zur Beobachtung zurück. Der Krieg war zum Stellungskrieg erstarrt. Nach dem Sturz von William Pitt im Dezember 1761 stellten die Britten die Subsidienzahlungen ein.

Friedrich fand kein Mittel, Marschall Daun in eine Schlacht zu verwickeln. Er hatte sich seinerseits unangreifbar auf den Bergen festgesetzt. In dieser festgefahrenen Situation drohte Preußen als erstes der Zusammenbruch infolge gänzlicher Erschöpfung. Da ereignete sich ein zweites Mirakel des Hauses Brandenburg. Am 5. Januar 1762 starb Zarin Elisabeth. Ihr Nachfolger Peter III. war ein glühender Verehrer des preußischen Königs. Friedrich konnte es kaum fassen. Peter III. schloss nicht nur am 5. Mai Frieden, sondern sogar am 1. Juni ein Bündnis mit Preußen und überließ Friedrich ein Hilfskorps von 20.000 Mann. Dadurch veranlasst erfolgte am 22. Mai 1762 der Friedensschluss zwischen Preußen und Schweden.

Mitte Juli wurde Zar Peter jedoch gestürzt und ermordet. Seine Nachfolgerin Katharina II. kündigte das Bündnis auf und rief ihre Truppen zurück. Es gelang Friedrich jedoch, wahrscheinlich durch Bestechung, General Graf Sachar von Tschernyschew zu bewegen, noch wenige Tage zu bleiben. So waren die Österreicher gezwungen, ihn mit hinreichenden Truppen zu beobachten. Dies half Friedrich bei Burkersdorf, südlich von Schweidnitz, am 21. Juli einen weiteren Sieg über Daun zu erringen. Mit Schweidnitz fiel fast ganz Schlesien, außer der Grafschaft Glatz, in seine Hände.

Der lange erwartete, aber dennoch überraschende Tod der russischen Zarin Elisabeth hatte das Auseinanderbrechen der gegnerischen Koalition zur Folge und so Preußens Erhaltung ermöglicht. Aber das Ungleichgewicht zu Ungunsten Friedrichs blieb dramatisch. Seine Lage wurde immer verzweifelter.

Die Generäle des Königs hatten Angst, dass er mit seinen geringen Kräften doch noch eine Entscheidungsschlacht erzwingen würde. Kriegsmüdigkeit und Erschöpfung waren allgemein. In der letzten Schlacht des Krieges, bei Freiberg in Sachsen, am 29. Oktober, schlug Prinz Heinrich schließlich neben österreichischen Truppen die Reichsarmee. Die Österreicher und die Reichstruppen mussten Sachsen bis auf Dresden räumen. Nach diesem Misserfolg war auch Maria Theresia bereit zu verhandeln. Friedrich hatte mit Sachsen ein gutes Unterpfand für die Verhandlungen. Am 24. November wurde zwischen Preußen und Österreich ein Waffenstillstand geschlossen.

Das Wunder war die eine Sache, aber hauptsächlich endete der Krieg infolge der allgemeinen Erschöpfung. Auch Österreich war am Ende seiner Kräfte, verlassen von seinen Verbündeten Russland, Schweden und Frankreich, das bereits für sich und Spanien am 10. Februar 1763 Frieden mit Großbritannien und Portugal geschlossen hatte, ohne Preußen, ein Bruch der Konvention von Westminster. Kanada, Teile Indiens, der Karibik, Senegal und Gambia und viele kleinere Überseebesitzungen wurden britisch. Der Reichstag in Regensburg hatte schon Ende 1762 das Reich für neutral erklärt.

Der Krieg endete am 15. Februar 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg ohne Sieger und Besiegte. Fast alle preußischen Besitzungen, aber auch Böhmen, Sachsen und Teile Westdeutschlands waren verwüstet. 400.000 Menschen in Friedrichs Staat, jeder zehnte Einwohner, hatten ihr Leben verloren, die meisten infolge von sekundären Kriegsfolgen wie Seuchen. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte als einzige Kriegspartei in Deutschland sein Kriegsziel erreicht, nämlich den territorialen Zustand bei Kriegsausbruch wiederherzustellen.

Friedrichs gesamte restliche Regierungszeit wurde für sein Land ein fortwährender Aschermittwoch, ein säkularer Bußgottesdienst, eine zehn Jahre währende Wirtschaftskrise, die weitgehende Abkopplung von den internationalen Kreditmärkten, drastisch erhöhter Steuerdruck, die jahrzehntelange Verpachtung sämtlicher preußischer Steuereinnahmen an private Konsortien, bis über seinen Tod hinaus.

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