Das Attentat auf Rudi Dutschke

Die 68er-Bewegung und ihre Folgen

Im Rahmen der Veranstaltung "Historische Tage 2019", 06.03.2019

akg-images/dpa

Wer im Zusammenhang von Protesten an die Ostertage der sechziger Jahre denkt, dem drängen sich natürlich – nomen est omen – zunächst einmal die Ostermärsche auf. Sie waren ein Teil der Friedensbewegung, stammten ursprünglich aus Großbritannien und wurden hierzulande erstmals 1960 durchgeführt. Ganz allgemein richteten sie sich gegen die Aufrüstung im Kalten Krieg und insbesondere gegen die zunehmende Gefahr eines Atomkrieges, die ja bis zum Ende der Ost-West-Konfrontation 1990 als brandaktuell galt.

Die Ostertage des Jahres 1968 jedoch standen hierzulande nicht im Zeichen der Ostermärsche, obwohl sie auch in diesem Jahr mit Marschblöcken im Norden, Westen, der Mitte und dem Süden der Republik durchgeführt wurden. Diesmal wurden sie von den Reaktionen auf ein Attentat bei weitem in den Schatten gestellt. Es geht um den damaligen Gründonnerstag, den 11. April 1968, im damaligen West-Berlin. Was war an diesem Tag geschehen und was machte die darauf folgenden Ostertage in bestimmten Teilen der Bundesrepublik zu einem regelrechten Fanal?

 

Das Dutschke-Attentat

 

Am Morgen des Gründonnerstags trifft der 24-jährige Hilfsarbeiter Josef Bachmann, ein überzeugter Neonazi, mit dem Interzonenzug von München aus kommend um 9:10 Uhr am Bahnhof Zoologischer Garten in West-Berlin ein. Er ist mit einem, in seinem Schulterhalfter steckenden Trommelrevolver bewaffnet und führt in einer Tasche Munition und eine weitere Waffe mit sich. In einer von ihm mitgeführten Mappe steckt außerdem eine Ausgabe der Deutschen Nationalzeitung und Soldatenzeitung vom 22. März 1968. Sie scheint eine besondere Bedeutung für ihn zu haben, denn er hat Teile von ihr sorgfältig ausgeschnitten und in einem Pappumschlag aufbewahrt. Es ist die Titelseite der Ausgabe mit der Aufforderung: „Stoppt Dutschke jetzt! / Sonst gibt es Bürgerkrieg“.

Unmittelbar darunter sind fünf Fotos abgebildet, die wie eine Serie aus einer Verbrecherkartei der Polizei wirken. Für Bachmann haben diese Aufnahmen aber wohl einen ganz praktischen Zweck: sie sollen dazu dienen, Dutschke zu identifizieren. Die Schlagzeile, die sich wie eine direkte Aufforderung zu einem Anschlag liest, ist in dem chauvinistisch-rechtsradikalen Blatt alles andere als eine Ausnahme. Seit Wochen hat sich dessen Redaktion auf Dutschke eingeschossen. Der SDS-Sprecher ist dort wiederholt zur größten Gefahr für Volk und Vaterland erklärt worden. Bachmann begibt sich zum Einwohnermeldeamt und erkundigt sich nach dem Wohnsitz des von ihm Gesuchten. Es wird ihm gesagt, dass Dutschke sich wohl unter der Adresse Berlin 31, Kurfürstendamm 140, aufhalte, wo der Landesverband des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) residiere.

Etwa zur selben Zeit macht sich der 28-jährige Rudi Dutschke, der für viele längst zur Personifizierung der Studentenrebellion geworden ist, von dem im Bezirk Dahlem gelegenen Wohnhaus des mit ihm befreundeten Theologen Professor Helmut Gollwitzer, in dem er zusammen mit seiner Frau und ihrem erst wenige Monate alten Sohn Hosea Che vorübergehend wohnt, auf. Mit seinem Fahrrad fährt er in Richtung der etwa zehn Kilometer entfernten, in einer Ruine befindlichen SDS-Zentrale. Er will dort noch Material für einen Artikel sowie seine über mehrere Wochen hinweg aufgelaufene Post abholen und in einer Apotheke Nasentropfen für seinen erkälteten Sohn besorgen. Dutschke wartet nun, an der Ecke Kurfürstendamm / Johann-Georg-Straße auf seinem Fahrrad sitzend, darauf, dass die Apotheke nach der Mittagspause wieder öffnet. Die Stelle ist nur 50 Meter vom SDS-Zentrum entfernt. Es ist 16:35 Uhr.

Als Bachmann dort eintrifft, erkennt er sein mutmaßliches Opfer, wie es mit seinem Fahrrad noch immer am Fahrbahnrand steht. Kurzentschlossen fragt er: „Sind Sie Rudi Dutschke?“ Und als dieser bejaht, zieht er seinen Revolver und schießt ihm in den Oberkörper. Während der Angeschossene sich daraufhin auf ihn zubewegt, feuert der Attentäter ein zweites Mal auf ihn ab. Und als dieser nun zu Boden geht, tritt er direkt auf ihn zu und schießt ihm gezielt in den Kopf. Sofort eilen Passanten herbei und versuchen, dem stark blutend am Boden Liegenden zu helfen. Zwei von ihnen packen ihn unter den Armen und bringen ihn zu einer direkt vor dem SDS-Zentrum gelegenen Bank. An der Gabel von Dutschkes Rad hängt eine braune Lederaktentasche, die er häufig mit sich führt, und auf der Fahrbahn liegen seine Schuhe sowie seine Armbanduhr, deren Glas zersplittert ist.

Es ist 16:40 Uhr als der erste Funkstreifenwagen am Tatort eintrifft. Die Polizeibeamten brauchen nicht lange, um zu erkennen, dass sie dem Schwerverletzten nicht helfen können und es besser ist, das Eintreffen eines Notarztes abzuwarten. Sie machen sich stattdessen daran, den geflüchteten Attentäter zu verfolgen, der sich auf einem in der Nähe befindlichen Baugrundstück versteckt hat. Nur mit Mühe gelingt es den Beamten, den durch einen Schuss selbst schwerverletzten Bachmann zu überwältigen und abzutransportieren. Eine halbe Stunde später verbreitet der Sender Freies Berlin die Meldung, dass Dutschke zwar noch am Leben sei, seine Chancen aber nur 50 zu 50 stehen würden.

Zu dieser Zeit haben die Ärzte im Westend-Krankenhaus damit begonnen, Dutschke ein erstes Mal zu operieren. Erst nach Stunden gelingt es ihnen, das besonders gefährliche dritte Projektil zu entfernen, das den Schädel oberhalb der Schläfe durchschlagen hatte und ins Gehirn vorgedrungen war. Kurz nachdem die Chirurgen das gegen 22 Uhr erreicht haben, beginnt ein anderes Ärzteteam damit, ein zweites, in Dutschkes rechte Wangenseite eingedrungene Projektil zu entfernen. Dieser Eingriff dauert anderthalb Stunden und kann erst kurz vor Mitternacht erfolgreich abgeschlossen werden.

Von vielem, was sich in den ersten Stunden nach dem Attentat abgespielt hat, haben Dutschkes politische Gefährten erst einmal keine Kenntnis. Einige von ihnen haben sich nach Bekanntwerden des versuchten Mordanschlags zusammengesetzt und im Namen des Berliner SDS ein Flugblatt geschrieben, das noch in den frühen Abendstunden an verschiedenen Brennpunkten der Stadt verteilt wird. Zwischen 18 und 19 Uhr sind durch eine Telefonkette alarmierte Beiratsmitglieder des SDS, daneben auch die konkret-Journalistin Ulrike Meinhof sowie ihr Jungredakteur Stefan Aust zu einer ersten Beratung im SDS-Zentrum zusammengekommen. Manche sind regelrecht geschockt und verdrücken Tränen. Viele rechnen mit dem Schlimmsten. Man beschließt, zunächst das Auditorium Maximum der in der Innenstadt gelegenen Technischen Universität aufzusuchen. Dort versammeln sich am Abend rund 2.500 APO-Angehörige.

Derjenige, von dem man sich in der aufgewühlten Situation am ehesten eine Einschätzung erwartet, ist mit Bernd Rabehl Dutschkes langjährigster Weggefährte. Er stammt ebenfalls aus der DDR, studiert gleichfalls Soziologie und ist wie er Mitglied in der Subversiven Aktion gewesen und im Januar 1965 mit ihm gemeinsam in den Berliner SDS eingetreten. Was ihn in diesen Momenten bewegt und ihm dazu durch den Kopf geht, beschreibt er später mit den Worten: „Ich wusste, dass ich reden musste. Ich wusste nicht, ob Dutschke noch lebte. […] Wir hatten ihn nicht schützen können. Er war zum Opfer einer Lynchstimmung geworden. Wir mussten Mut zeigen. Wir mussten Ziele finden, um unseren Widerstandswillen zu demonstrieren. Mir war plötzlich egal, ob ich alles riskierte, ob ich verhaftet wurde und wie meine berufliche Zukunft aussehen würde. Wir mussten kämpfen und für unsere Ideen einstehen.“

Mehrfach von Applaus unterbrochen ruft er, sich auf den Innensenator und den Regierenden Berliner Bürgermeister beziehend, fast beschwörend in den Raum: „Ich erinnere daran, dass ein Neubauer und ein Schütz anlässlich der Vietnam-Konferenz diese Außerparlamentarische Opposition zusammenschlagen wollten. Ich erinnere daran, dass auch Neubauer und Schütz zusammen mit der Springer-Presse die Verantwortung für einen Mörder tragen, der sich an Rudi herangemacht hat, um ihn niederzuschießen. Und ich spreche ganz deutlich aus, die wirklichen Schuldigen heißen Springer, und die Mörder heißen Neubauer und Schütz.“

Damit hat er sich, ohne dass irgendjemand unter den Anwesenden sagen könnte, wer eigentlich der Attentäter ist, welches seine Motive sind, ob er Hintermänner, gar Auftraggeber hatte und welchen möglicherweise politischen Hintergrund das alles vielleicht hat, weit hervorgewagt und gleich drei Namen von vermeintlich Schuldigen genannt. Einen angeblich Verantwortlichen und zwei angebliche „Mörder“. Rabehl hat nun die Linie vorgegeben. Doch die Versammelten ziehen nicht etwa zum Senat, sondern zu dem in der Kochstraße, direkt an der Mauer gelegenen Springer-Hochhaus.

Gegen 21:30 Uhr trifft dort eine Vorhut der Demonstranten mit ihren Pkws ein. Die anderen Demonstranten ziehen derweil mit Fackeln und roten Fahnen über den Ernst-Reuter-Platz, die Hardenbergstraße und den Steinplatz durch die Innenstadt nach Kreuzberg ebenfalls zur Kochstraße. In der ersten Reihe ist der von der Presse als „APO-Anwalt“ apostrophierte Horst Mahler zu sehen, der ein Megaphon mit sich führt. Der Rechtsanwalt fällt schon wegen seines auch an diesem Abend wie immer bürgerlichen Outfits auf.

Als die Demonstranten kurz vor 23 Uhr am Springer-Hochhaus eintreffen, ist der Zug auf etwa 2.500 Personen angewachsen. Einige von ihnen bewerfen die Glasfront des Eingangsportals mit Steinen. Unter Sprechchören wie „Rudi – Dutschke“ und „Springer – Mörder“ durchbrechen sie die sich ihnen entgegenstellende Polizeikette und dringen durch die zerbrochenen Glasscheiben ins Foyer des Gebäudes ein. Da sich ihnen dort aber Drucker und Setzer des Springer Verlags entgegenstellen, kommt es zu Handgreiflichkeiten. Den Arbeitern des unter den Angreifern so verhassten Presseverlags gelingt es, die Eindringlinge nach nur kurzer Zeit wieder hinauszudrängen. Damit verlagert sich das Zentrum der Auseinandersetzungen aber nur nach draußen. Denn während sich auf dem Vorplatz eine Straßenschlacht entwickelt, beginnt eine Reihe anderer Demonstranten auf dem gegenüberliegenden Parkplatz damit, Auslieferungsfahrzeuge in Brand zu setzen.

Besonders hervortut sich dabei mit Peter Urbach ein Vertrauter der Kommune I, der – wie sich später herausstellt – als Undercoveragent für den Verfassungsschutz arbeitet. In seinen Armen trägt er ein Spankörbchen, in dem sich Brandflaschen – Molotow-Cocktails – befinden, die er freigiebig unter den Demonstranten verteilt. Da die Aktivisten anfangs Probleme haben, die Fahrzeuge überhaupt in Brand zu bekommen, zeigt er ihnen, wie man das praktisch am besten macht. Sie sollten erst einmal umgestürzt werden, empfiehlt er ihnen, damit die unten liegenden Tanks besser zu erreichen sind, um sie auf diese Weise besser anzünden zu können. Der Fahrzeugpark verwandelt sich nun in ein regelrechtes Flammenmeer. Die Umgebung des Springer-Hochhauses wirkt mitten in der Nacht wie ein gespenstisches Fanal. Erst der eilends herbeigerufenen und auf dem Weg dorthin mit Steinen beworfenen Feuerwehr gelingt es, die Brände zu löschen. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen halten bis in die frühen Morgenstunden hinein an.

Da mit Rudi Dutschke die Galionsfigur der Studentenrevolte lebensgefährlich verletzt worden ist, scheint der Adressat für die Proteste gegen den versuchten Mordanschlag in den Reihen von SDS und APO auch anderswo klar zu sein. Die Parole lautet nicht nur unter den Aktivisten in West-Berlin, sondern in der gesamten Bundesrepublik: „Bild schoss mit.“ Weil die Tat als Folge einer systematischen Hetzkampagne der Springer-Presse angesehen wird, kommt es im Verlauf der Ostertage auch in verschiedenen westdeutschen Städten zu massenhaften Versuchen, die Auslieferung der Bild-Zeitung und anderer Springer-Blätter zu verhindern.

Das Attentat vom Gründonnerstag löst die größten innenpolitischen Unruhen aus, die die Nachkriegsdemokratie bis dahin erlebt hat. In West-Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Essen, Hannover, Esslingen und anderen Städten sind Zehntausende auf die Straßen gegangen und haben sich ganz überwiegend an Blockadeaktionen beteiligt. Für die Demonstranten scheint klar zu sein, dass der neonazistisch eingestellte Bachmann nur das ausgeführt hat, was Redakteure und Zeichner der Springer-Presse in zahllosen Pamphleten und Karikaturen zuvor propagiert haben: Die Hetze auf linke Studenten im Allgemeinen und Dutschke im Besonderen. Die Schüsse auf ihren Wortführer, so glaubt man, sollen zugleich die gesamte Bewegung, die APO, treffen. An den vier Tage andauernden Blockaden der Druckerei-Ausfahrten beteiligen sich über 60.000 junge Leute. Mehr als 20.000 Polizisten werden gegen sie eingesetzt. Im Laufe der Auseinandersetzungen nehmen sie über 1.000 Demonstranten fest, 400 werden verletzt und zwei, ein Fotoreporter und ein Student, kommen in München unter nie restlos geklärten Umständen zu Tode.

 

Dutschkes Führungsrolle

 

Kaum jemand wird bestreiten können, dass der 1940 geborene Soziologie-Student Rudi Dutschke die Zentralfigur der 68er-Bewegung war, einer außerparlamentarischen Opposition, die in ihrem aktivistischen ebenso wie in ihrem theoretischen Kern zweifelsohne eine Studentenbewegung gewesen ist. Er war dies jedoch nicht allein deshalb, weil auf ihn das Attentat verübt worden war, an dessen Spätfolgen er an Heiligabend 1979 schließlich sterben sollte – und er insofern auf tragische Weise die damalige Revolte wie kein anderer verkörperte –, sondern weil er die damalige Bewegung, die rasch über die Universitäten hinausging und sich in eine Herausforderung des bundesdeutschen Parteienstaats transformierte, gleich in mehrfacher Hinsicht entscheidend geprägt hat.

Dutschke veränderte die Form der studentisch geprägten Protestbewegung in dreierlei Hinsicht nachhaltig: er dynamisierte ihre Demonstrationen, indem er die Durchführung direkter Aktionen propagierte, durch die sich staatliche Autoritäten, insbesondere die Polizei, zunehmend provoziert fühlten; er orientierte sich an den Befreiungsbewegungen der Dritten Welt wie etwa dem im Vietnamkrieg dem US-Militär trotzenden Vietcong, vor allem aber den lateinamerikanischen, der kubanischen Revolution nacheifernden Organisationen und er propagierte – als sei ihm das politische Scheitern der 68er-Bewegung schon frühzeitig klar gewesen – bereits im Herbst 1967 einen Langen Marsch durch die Institutionen.

Durch das Zusammenspiel dieser drei Faktoren gewann die Bewegung eine enorme Kraft, die sie zeitweilig zu einer ernst zu nehmenden innenpolitischen Herausforderung machte. Es entstand eine regelrechte Sogwirkung, die einerseits von einem radikalisierten SDS und andererseits von der Kommune-Bewegung ausging und für die sich insbesondere Jugendliche, Schüler wie Auszubildende, besonders empfänglich zeigten. Doch die Ausbreitung der APO und ihr rasanter Aufstieg zum politischen Faktor waren bereits im Frühjahr 1968 an seine Grenzen gestoßen. Zunächst hatte das auf Dutschke verübte Attentat Grundlegendes in Frage gestellt, als dann aber mit der Ende Mai erfolgten Verabschiedung der Notstandsgesetze auch noch klar wurde, dass die Kraft der außerparlamentarischen Opposition allein nicht ausreichen würde, um parlamentarisch mehrheitsfähige Vorhaben aufzuhalten, war der Zenit der Protestbewegung schon überschritten.

Mit nachlassender Kohäsionskraft folgte, was folgen musste: eine zunehmende Fraktionierung und gleichzeitige Dogmatisierung des SDS als ihrer entscheidenden Organisation und die damit einhergehende Fehlorientierung der aus ihm hervorgehenden Kadergruppen an den während der Weimarer Republik schon einmal gescheiterten Klassenkampfmustern. Inmitten dieser Strömungen konnte es nicht ausbleiben, dass sich mit der RAF eine linksterroristische Herausforderung von Staat und Gesellschaft herausschälen konnte, die als die Achillesferse der 68er-Bewegung insgesamt betrachtet werden muss.

In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, das Dutschke nicht nur der erste war, der schon im Februar 1966 von einer „Stadtguerilla“ sprach und der im September 1967 auf einer Bundesdelegiertenkonferenz des SDS meinte, seine Organisation zur Umwandlung in eine „Sabotage- und Verweigerungs-Guerilla“ aufrufen zu sollen, wofür er unter seinen Genossen allerdings keine Mehrheit fand. Als zwei Jahre später Horst Mahler nach London flog, um den immer noch nicht vollständig wiederhergestellten Dutschke zur Beteiligung am Aufbau der RAF zu überreden, lehnte er allerdings ab und wurde später auch nicht müde, sich von der Untergrundorganisation zu distanzieren.

 

Die Entstehung der Studentenbewegung an der Nahtstelle des Kalten Krieges

 

In den sechziger Jahren radikalisierten sich in allen westlichen Industriegesellschaften Teile der Studentenschaften. In diesem Zusammenhang ist es alles andere als Zufall, dass sich diese Radikalisierung in der Bundesrepublik Deutschland zuerst und am schärfsten in West-Berlin abgespielt hat. In der geopolitischen Abkapselung entstand eine eigene Studentenbewegung und aus ihr heraus etablierte sich wiederum ein ganz spezifisches Milieu, eine linksradikale Szene wie sie wohl nirgendwo sonst zu finden war. Von entscheidender Bedeutung ist dabei ganz gewiss das Koordinatensystem des Kalten Krieges gewesen: West-Berlin war eine Insel im Ostblock.

In dieser Stadthälfte drückte sich wie an keinem anderen Ort sonst sowohl die deutsche Teilung als auch der Systemkonflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus aus. Da hier beide Machtblöcke unmittelbar aufeinanderprallten, stand die westliche Stadthälfte politisch und kulturell wie unter Strom. Alle wichtigen Fragen, insbesondere solche weltanschaulicher Natur, waren hochgradig aufgeladen. Wer zu jener Zeit in West-Berlin lebte, der musste offenbar Position beziehen. Eine unentschiedene ausweichende Haltung zu den brennendsten Problemen konnte sich kaum jemand leisten. Für die große Mehrzahl der Bevölkerung hieß das allerdings Antikommunismus. Das galt für Christdemokraten ebenso wie für Sozialdemokraten. Gegen diese Haltung begann ein Teil der jüngeren, insbesondere der akademischen Generation zu rebellieren.

All dies schlug sich auch im besonderen Charakter der Freien Universität nieder. Sie ging 1948 aus einem Konflikt mit den östlichen Machthabern hervor und beanspruchte schon von ihrem Namen her, eine Antithese zur Erziehungsdiktatur des sozialistischen Staates zu sein. Insofern symbolisierte sie einen weltanschaulichen Anspruch, den es – wenn nicht einzulösen – so zumindest hin und wieder zu überprüfen galt. Die akademische Institution verkörpert wie keine zweite den Wertekodex des sogenannten freien Westens. Die in einer beschaulichen Umgebung im Stadtteil Dahlem angesiedelte Universität lag in Wirklichkeit an einer ideologischen Front.

Nicht zufällig wurden die nicht eingelösten Werteimplikationen ihrer Gründung in dem Moment virulent, als die USA 1965 dazu übergingen, in Vietnam einen offenen Krieg zu führen. Die antikommunistische Rechtfertigung dieses Einsatzes, der schließlich über ein Jahrzehnt anhalten sollte, ging mit einem erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust einher. Der Garant westlicher Freiheit erschien plötzlich als imperiale Macht, die auch vor der Unterdrückung eines armen südostasiatischen Volkes nicht zurückschreckte. Diese Desillusionierung bildete zusammen mit der Unaufrichtigkeit der älteren Generation gegenüber der NS-Vergangenheit, dem Mangel einer parlamentarischen Opposition nach der Koalitionsbildung von Christ- und Sozialdemokraten in Bonn und der Furcht vor der Inauguration eines neuerlichen autoritären Staates mittels der Notstandsgesetze ein Gemisch grundsätzlicher Zweifel an der Verfasstheit des westlichen Demokratiemodells.

Der Funke eines einzelnen Ereignisses reichte nun aus, um die Revolte zu entfachen. Dieser Funke war die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorgs am Rande der Anti-Schah-Demonstration vom 2. Juni 1967. Kein anderes Vorfall hat so viel Misstrauen gestiftet wie die Tatsache, dass ein gewaltfreier Demonstrant durch einen von einem Zivilpolizisten, von dem inzwischen bekannt ist, dass er gleichzeitig als Spitzel für die Staatssicherheit der DDR tätig war, aus nächster Nähe abgegebenen Schuss zu Tode kommen konnte.

Während zuvor verschiedene andere Konflikte noch im Rahmen der Universität versandet waren, entzündete sich durch den Tod eines Kommilitonen nicht nur die Stimmung in der geteilten Stadt, sondern der Funke sprang zum einen auch auf nichtakademische Teile der Jugend über, zum anderen aber auch auf Westdeutschland. Solidarisierungsakte ergriffen innerhalb weniger Tage eine bundesdeutsche Universität nach der anderen, schufen eine Mobilisierung und erzeugten eine Bewegung, zunächst der Studierenden, dann der Jugendlichen und schließlich, die spezifischen Merkmale bestimmter Rollen abstreifend, einer sich jenseits der Parteien formierenden Opposition.

Die 68er-Bewegung war zumindest rein zeitlich betrachtet eine Parallelerscheinung zur ersten großen Koalition. Nicht ohne Grund wurde sie deshalb auch als APO, als Außerparlamentarische Opposition, bezeichnet. Politisch entstand sie als Gegenbewegung zur Elefantenhochzeit auf Bundesebene, wenngleich ihr Horizont weit darüber hinausreichte. An ihrem Ursprung stand die Kurzschließung der Interessen zwischen den maßgeblichen Regierungs- und Oppositionsparteien, an ihrem Ende eine neu formierte innerparlamentarische Konfliktkonstellation. Obwohl die Motive, die in der APO zum Tragen kamen, zu vielfältig sind, als dass sie auf einen Nenner gebracht werden könnten, so ist die Große Koalition für sie doch weitaus mehr als ein bloßer Geburtshelfer gewesen.

Mit ihr aktualisierte sich eine in der Linken tiefsitzende Furcht vor einer gleichgeschalteten Gesellschaft. Elternhaus und Schule, Universität und Wissenschaft, Justiz und Verwaltung, Staat und Industrie, Kirchen, Gesundheitsfürsorge, Vereinswesen – die gesellschaftlichen Institutionen insgesamt standen nur allzu spürbar unter den Folgewirkungen eines Latenzzusammenhanges, dessen absorbierte Gewaltförmigkeit wie eine stumme, selten aufbrechende Bedrohung erlebt wurde. Die Verheißungen des Wirtschaftswunderlandes schienen durch Tabuisierungen erkauft zu sein, die die private wie die öffentliche, die politische wie die kommerzielle Sphäre gleichermaßen durchzog.

Die Republik stand im Schatten einer unbewältigten, nicht einmal hinreichend artikulierten Vergangenheit. Und die Legitimationskraft eines parlamentarischen Systems, das unter der Kanzlerschaft Adenauers nicht grundlos als „CDU-Staat“ bezeichnet worden war, erschien als überaus brüchig. Waren nicht Hans Globke, der die Nürnberger Gesetze mitverfasst hatte, als Staatssekretär, der ehemalige Obersturmbannführer Theodor Oberländer als Minister und Ex-General Reinhard Gehlen als Chef des Bundesnachrichtendienstes nur allzu deutliche Beispiele für die Präsenz einer Vergangenheit, die nicht wirklich von der historischen Bühne abtreten wollte? Das Misstrauen gegen einzelne staatliche Funktionsträger, das durch eine Affäre nach der anderen wachgehalten wurde, steigerte sich schließlich durch ein Gesetzesvorhaben zur Angst vor dem Staat als Ganzem.

Mit der von den Unionsparteien zielstrebig verfolgten Notstandsgesetzgebung schien sich die Gefahr einer umfassenden autoritativen Neuformierung zu konkretisieren. Das Gesetzesinstrumentarium wirkte wie geschaffen, um mit verfassungsrechtlichen Mitteln den Ausnahmezustand definieren und das Parlament ausschalten zu können. In der Aussicht, dass ein solches Vorhaben einmal Wirklichkeit werden könnte, wurde das alte Trauma wieder wach. Bestand das Verhängnis des deutschen Parlamentarismus doch gerade darin, dass die Nazis es vermocht hatten, ihre Herrschaft ohne formalen Verfassungsbruch, nämlich durch die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes, anzutreten. Wesentlich dramatisiert wurde dieser Vorgang noch durch den Umstand, dass sich im Bundestag – mit Ausnahme der seinerzeit bereits sozialliberal orientierten FDP – keine Kritik an diesem Vorhaben artikulierte. Befürchtet wurde deshalb erneut das Schreckgespenst einer Gesellschaft ohne Opposition.

 

 

Der postmaterialistische Wertewandel

 

Offenkundig hat die Befriedigung materieller Bedürfnisse, die historisch betrachtet in der Arbeiterbewegung etwa an erster Stelle gestanden hatte, nur eine untergeordnete Rolle bei den Akteuren gespielt. Der 68er-Bewegung ging es weder darum, Hunger zu stillen, Wohnraumnot zu bekämpfen, Arbeitslosigkeit noch andere materielle Missstände zu beseitigen. An der Spitze ihrer Agenda rangierten Emanzipation, Selbstverwirklichung und Partizipation. Ihre Ziele waren im Gegensatz zu denen klassischer sozialer Bewegungen durch Transmaterialität bestimmt. Die Nachkriegszeit mit ihrem Wiederaufbau war vorüber, der Mangel hatte einem zunehmenden Wohlstand Platz gemacht. Zwar gab es auch weiterhin ökonomische Krisen, wie an der Rezession 1966/67 deutlich wurde, jedoch änderte dies nichts daran, dass die Steigerung des Bruttosozialprodukts im Durchschnitt weiter anhielt.

In diese langanhaltende Phase materiellen Aufschwungs platzte Mitte der sechziger Jahre allerdings ein Alarmsignal: Das Schlagwort vom „Bildungsnot­stand“. Der an Staat und Öffentlichkeit gerichtete Vorwurf lautete, die Bildungsausgaben seien in der Bundesrepublik zu gering, um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben zu können, und die Bildungschancen seien sozial so ungerecht verteilt, dass die Demokratie daran längerfristig Schaden nehmen müsse.

Die Studenten nahmen den Ball auf und protestierten 1965, von der Westdeutschen Rektorenkonferenz unterstützt, mit einer Aktion 1. Juli bundesweit „Gegen den Bildungsnotstand“. In dieser Inkubationsphase, in der der Konflikt zwischen Studenten und Professoren noch nicht offen aufgebrochen war, ging es um Bildung, Wissen, Qualifikation, Chancengleichheit und nicht zuletzt um Steuerungskompetenz in Staat und Gesellschaft. Auch wenn diese Orientierung durch die 1967 in Gang gekommene Radikalisierungsdynamik und der mit ihr verknüpften Klassenkampfrhetorik überblendet wurde, so ist sie dennoch keineswegs verlorengegangen und heute noch aktuell.

Die Bewegung ging nicht nur von den Hochschulen aus, sondern wurde auch von Hochschulgruppen angeführt und von Studierenden, ihren Ideen ebenso wie ihren habituellen Eigenheiten, geprägt. Wer diesem Sachverhalt nicht Rechnung trägt, dass die 68er-Bewegung ihren Ursprung an den Universitäten hatte und von Studierenden dominiert war, der verfehlt ihren spezifischen Charakter. Im studentischen Status sind zwei Faktoren miteinander kombiniert – die Zugehörigkeit zur Jugend, genauer zu ihrem Schlusskapitel, der Adoleszenzphase, und die Beteiligung am Prozess höherer Bildung, einer Qualifikation mit besonderen Berufserwartungen, zum Teil an die Hoffnung geknüpft, Aufnahme in Funktionseliten zu finden.

Diese Statuskombination prädestiniert Studierende dazu, in der Wahrnehmung ihrer Interessen wie keine andere gesellschaftliche Gruppierung flexibel, mobil, innovativ und zudem selbstreflexiv aufzutreten. Als junge Träger des Wissens, die sich zwar in einer Institution bewegen, an diese jedoch nicht unbedingt gebunden sind, repräsentieren sie in besonderer Weise das Informelle und damit sui generis das Transmaterielle. In gewisser Hinsicht stellten Studierende einen Vorgriff auf die Informationsgesellschaft dar.

Es war alles andere als Zufall, dass der französische Soziologe Alain Touraine aus der Erfahrung des Pariser Mai heraus eine Theorie der postindustriellen Gesellschaft entwickelt hat, in der die Studentenbewegung als eine antitechnokratisch ausgerichtete soziale Bewegung eine Schlüsselrolle spielt. Noch weitergehender in seinen transmateriellen Implikationen war jedoch das Bild, das der amerikanische Sozialwissenschaftler Ronald Inglehart in seiner 1977 veröffentlichten empirischen Studie The Silent Revolution geboten hat. Er gelangte darin zu dem Schluss, dass sich die Wertvorstellungen in den westlichen Gesellschaften signifikant verschoben hätten. Während früher materielles Wohlergehen und physische Sicherheit ganz im Vordergrund gestanden hätten, würde heute weitaus mehr Gewicht auf die Lebensqualität gelegt. In den westlichen Gesellschaften seien mehr Menschen als je zuvor in außergewöhnlicher ökonomischer Sicherheit aufgewachsen. Wirtschaftliche und physische Sicherheit würden zwar auch weiterhin positiv bewertet, aber ihre Bedeutung im Verhältnis zu anderen Werten sei erheblich geringer als in der Vergangenheit.

In seiner Anschlussstudie widmete Inglehart den neuen sozialen Bewegungen ein eigenes Kapitel, weil sie den von ihm diagnostizierten postmaterialistischen Wertewandel am stärksten repräsentieren. Sie hätten den Impuls, der von den 68er-Bewegungen ausgegangen sei, aufgenommen und weitergetragen. Die „Wertprioritäten der Postmaterialisten“ unterschieden sich grundsätzlich von den über Jahrzehnte hinweg gültigen Wertprioritäten der Industriegesellschaften. Die etablierten Parteien, die in den meisten westlichen Gesellschaften das politische Leben kontrollierten, seien zu einer Zeit entstanden, als im politischen Alltag noch soziale Klassenkonflikte dominierten. In der Anfangsphase der industriellen Revolution sei wirtschaftliches Wachstum das zentrale Problem gewesen. In den vergangenen zehn, zwanzig Jahren jedoch die Zahl der Postmaterialisten fortwährend angewachsen. Sie interessierten sich weniger für wirtschaftliches Wachstum als für die „nicht wirtschaftlichen Aspekte der Lebensqualität“.

Das Gewicht der von Inglehart präsentierten Ergebnisse liegt vor allem darin, dass sie auf einer empirischen Untersuchung basiert, die über zwanzig Jahre hinweg in zwölf Industrienationen westlichen Typs durchgeführt wurde. Kaum irgendwo sind die soziokulturellen Folgewirkungen der 68er-Bewegung deutlicher zutage getreten als im Rahmen seiner Studie. Postindustrielle Gesellschaft, postmaterialistische Wertvorstellungen – ohne eine Kontextualisierung der aus einer Studentenbewegung hervorgegangenen 68er-Bewegung im Rahmen eines grundlegenden soziokulturellen Wandels, der die aus dem 19. Jahrhundert stammende produktivistische Formation der Industriegesellschaft zu überwinden trachtet, würde deren Logik sicherlich verfehlt.

 

Kulturelle Deutungen der 68er-Bewegung sind gegenüber politischen, ökonomischen und sozialen ganz allgemein immer mehr in den Vordergrund getreten. Über den divergenten Doppelcharakter von politischem Scheitern und soziokultureller Folgewirkung, deren Grad allerdings schwer zu fixieren ist, herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit. Unter den Historikern, die sich an einer Weltgeschichte des vergangenen Jahrhunderts versucht haben, zählt der Brite Eric Hobsbawm gewiss zu jenen, die der kulturellen Umwälzung der Gesellschaften nach 1945 den höchsten Stellenwert eingeräumt haben. Was er in seinem Werk über Das Zeitalter der Extreme in einem eigenen Kapitel als „kulturelle Revolution“ beschrieben hat, ist nichts anderes als das Bündel jener Sozialbeziehungen, die im Laufe von drei Jahrzehnten dramatischen Veränderungen ausgesetzt waren und deren größte Dynamik ganz unzweifelhaft von der 68er-Bewegung in Gang gesetzt wurde.

Was einst mit politischen Parolen als „Revolutionierung des Alltagslebens“ propagiert wurde, die Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Intimität und Öffentlichkeit, die Durchsetzung der Sexualität als Politikum, die Relativierung und Neujustierung der Geschlechterdifferenz, das zeitigte nun unter ganz anderen Vorzeichen langfristige Folgewirkungen. Hobsbawm diagnostizierte das Ausmaß der kulturellen Revolution vor allem an Strukturen, die sich bislang gegenüber Verschiebungen als besonders immun erwiesen hatten, den veränderten Beziehungsmustern zwischen den Geschlechtern und den Generationen.

In der starken Zunahme von Ehescheidungen, unehelichen Geburten, alleinerziehenden Elternteilen und dem enorm gestiegenen Anteil alleinstehender Menschen, die in vielen westlichen Großstädten die Hälfte aller Haushalte bilden, sah er Indizien für eine Krise der klassischen Kernfamilie, die mit gravierenden Veränderungen des Sexualverhaltens, der Partnerschaft und des Kinderwunsches einhergegangen sei. Demgegenüber stehe die Etablierung einer Jugendkultur als „einer unabhängigen sozialen Kraft“ für einen tiefgreifenden Wandel in den Beziehungen zwischen den Generationen. Jede neue Erwachsenengeneration werde inzwischen in der Form einer selbstbewussten Jugendkultur sozialisiert und habe diese Erfahrung verinnerlicht.

Die Jugendkultur, deren Bedeutung für den Konsumwarenmarkt gigantisch angewachsen ist, sei insgesamt zu einer „Matrix der kulturellen Revolution“ geworden. Die Umwälzung der Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die Freizeitgestaltung, die Durchsetzung ästhetischer Trends, die Prägung der urbanen Atmosphäre gehe von ihr vor allem aus. „Die kulturelle Revolution des späten 20. Jahrhunderts“, hat Hobsbawm seine Ergebnisse einmal zusammengefasst, könnte man also am besten als den „Triumph des Individuums über die Gesellschaft“ betrachten.

Alle Fäden, die den Menschen in der Vergangenheit in das soziale Netz eingeflochten hätten, seien durchtrennt worden. Da die traditionellen Verhaltensmuster und Konventionen gebrochen worden seien, seien allerdings nur zu häufig traumatische Verunsicherung und gegenseitige Verständnislosigkeit die Folge gewesen. Die durchaus zu verzeichnende Zunahme von Autonomie der Individuen sei schließlich mit einer zum Teil dramatisch angestiegenen Anomie der Gesellschaft bezahlt worden.

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