Rund 250 Musikfreundinnen und -freunde kamen am 25. Juni in die Katholische Akademie zur diesjährigen Sommernacht der Künste, die sich ganz um die „Königin der Instrumente“ drehte. Oder den „König der Instrumente“, wie Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1777 an seinen Vater Leopold schrieb: „Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren der König der Instrumente.“ Eigens für diesen Abend wurde die 1975 von Georg Jann erbaute Orgel aus der Kapelle der Akademie in den Vortragssaal geschoben.
Wie eine Orgel funktioniert, erklärte Michael Hartmann, emeritierter Professor für Orgel an der Münchner Musikhochschule, Musikdirektor am Bürgersaal, Orgelsachverständiger der Erzdiözese München und Freising und seit vielen Jahren Referent bei musikalischen Themen in der Akademie. Die Anfänge des Orgelbaus reichten bis in die Antike zurück, der Mechaniker Ktesibios soll um 250 vor Christus in Kleinasien eine „Wasserorgel“ gebaut haben, in Byzanz und später auch im Westen sei sie zu einem Statussymbol der Höfe geworden. Hartmann schilderte, wie kompliziert der Weg des Windes in die gewünschte Pfeife ist. Die verschiedenen Register einer Orgel verstärkten physikalische Obertöne und klängen je nach Bauart verschieden, seien sie nun aus Metall oder Holz, seien sie so genannte Lippenpfeifen, die wie Blockflöten funktionierten, oder seien sie Zungenpfeifen, ähnlich dem Prinzip einer Oboe. Bei einer Orgel komme es darauf an, wie die verschiedenen Register zusammenklängen.
Die westliche Kirche kam fast tausend Jahre ohne Orgel aus, wie die Orthodoxie bis heute. Ab dem Mittelalter als Begleitinstrument geduldet, entwickelte sich erst in Renaissance und Frühbarock eine eigene Orgelkultur, die in der Musik von Johann Sebastian Bach kulminiert. Als weitere Höhepunkte sind in der Romantik etwa Max Reger oder in der Moderne Olivier Messiaen zu nennen. Margareta Hürholz, emeritierte Professorin für Orgel an der Kölner Musikhochschule und gefragte Konzertorganistin, stellte an einigen Beispielen die für die Orgel komponierte Musik vor. Nach einer Kirchensonate von Wolfgang Amadeus Mozart ging sie mit einem Tanz bis ins 14. Jahrhundert zurück, spielte Musik der heute kaum mehr bekannten Meister Gottlieb Muffat und Johann Kaspar Kerll und präsentierte Vogel-Stimmen aus Werken von Olivier Messiaen. Einige Takte aus einer Bachschen Triosonate durften nicht fehlen.
Markus Willinger, Domorganist am Bamberger Kaiserdom, Diözesanmusikdirektor des zweiten bayerischen Erzbistums, Professor für Orgel an der Nürnberger Musikhochschule und ebenfalls Orgelsachverständiger, zeigte die hohe Kunst der Improvisation, die heute fast nur noch Jazz-Musiker und Organisten beherrschen, die sie in der Liturgie auch brauchen. Für ihn sei Improvisieren wie „Musizieren zeitgleich mit Komponieren“, beschrieb Markus Willinger das, was sich Worten weitgehend entzieht. Man brauche für eine Improvisation ein Thema, Wissen um die musikalischen Ausdrucksmittel und die nötige Technik sowie Phantasie und Freiheit. Mit ganz verschiedenartigen Improvisationen über die Kirchenlieder Christ ist erstanden, Komm, Schöpfer Geist und Wachet auf, ruft uns die Stimme zeigte Markus Willinger die Bandbreite der Möglichkeiten. Auf Wünsche aus dem Publikum improvisierte er über Wer nur den lieben Gott lässt walten und Verleih uns Frieden gnädiglich.
In seinem Schlusswort dankte Akademiedirektor Achim Budde auch dem für diesen Abend verantwortlichen Studienleiter Dr. Johannes Schießl, der nach zwölf Jahren die Katholische Akademie verlässt und sich nun stärker seiner Kirchenmusiker-Stelle in St. Laurentius im Münchner Stadtteil Gern widmet. Mit seiner Begleitung sangen alle im Saal zum Schluss Nun danket alle Gott.