Zwischen Shitstorm und Pfarreifusion

Kirche lernt KI-Kommunikation

Im Rahmen der Veranstaltung "Zwischen Shitstorm und Pfarreifusion", 13.03.2025

Wie kommuniziert Kirche in Zeiten des Wandels? Diese zentrale Frage stellte sich die Studientagung Zwischen Shitstorm und Pfarreifusion, die vom 13. bis 14. März 2025 in Kooperation mit der katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus in Münster stattfand. Kooperationspartner waren auch die Internetportale katholisch.de und evangelisch.de, das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), das Studienprogramm Medien PTH St. Georgen und die Kampanile Medienagentur. Im Fokus: Der Umgang der Kirchen mit Change-Prozessen – von der digitalen Transformation über institutionelle Strukturreformen bis hin zu Reaktionen auf öffentliche Kritik in sozialen Netzwerken.

Der Eröffnungsvortrag von Malte Krohn, Social Media-Leiter bei DB Personenverkehr, setzte gleich zu Beginn den Ton. Seine Erfahrung aus der Krisenkommunikation im Mobilitätssektor machte deutlich: Transparenz, Reaktionsgeschwindigkeit und Empathie sind Grundpfeiler erfolgreicher Kommunikation – auch (oder gerade) in stressbelasteten Ausnahmesituationen. Kirchen, so Krohn, müssten den Mut zur schnellen und klaren Sprache entwickeln, um Vertrauen zu sichern.

Am Nachmittag führten Exkursionen zu lokalen Unternehmen sowie ein parallel stattfindendes Online-Barcamp (KIWcamp) in die Praxis der Veränderungskommunikation ein. Der Austausch über Branchengrenzen hinweg – insbesondere mit Vertreter:innen aus Digitalwirtschaft und Medien – offenbarte, wie sehr sich moderne Kommunikation professionalisieren muss, um Glaubwürdigkeit in digitalen Räumen zu sichern.

Der Abend widmete sich im Kamingespräch einem hochaktuellen Thema: Queer in der digitalen Kirche. Ellen Radtke (AndersAmen) und Jens Ehebrecht-Zumsande (Out in Church) reflektierten, wie Sichtbarkeit und digitale Teilhabe quee­rer Christ:innen gelingen können. Die Diskussion zeigte: Digitale Räume sind nicht nur Risiko-, sondern auch Schutzräume – vorausgesetzt, die Kirche öffnet sich und überlässt sie nicht dem Zufall.

Der Freitagmorgen startete mit Masterclasses, die konkretes Handwerkszeug für die digitale Öffentlichkeitsarbeit vermittelten: Christian Schnaubelt präsentierte eine Auswahl erfolgreicher Initiativen. Eva Gutschner, Referentin für digitale Glaubenskommunikation im Bistum Osnabrück, verdeutlichte anhand konkreter Social-Media-Beispiele, wie Change-Kommunikation niedrigschwellig, zielgruppenorientiert und dialogisch gestaltet werden kann und Hannah Ötting, Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Münster, beschäftigte sich mit (un-)sozialen Medien und zeigte Strukturen und
Ressourcen zum Umgang mit kommunikativer Gewalt im Netz auf.

Ein Höhepunkt war die abschließende Podiumsdiskussion zur Frage: Braucht die Kirche einen Chief Digital Officer? Markus Etscheid-Stams (KPMG) und Matthias Schneider (Bistum Trier) diskutierten unter der Moderation von Carolin Kronenburg die Rolle digitaler Steuerung in kirchlichen Organisationen. Das Fazit: Ohne strategisch verankerte Digitalverantwortung wird die Kirche auch kommunikativ nicht
zukunftsfähig sein.

Die Tagung in Münster hat gezeigt: Veränderungskommunikation ist kein Nebenprodukt kirchlicher Strukturdebatten, sondern ihr Motor. Sie entscheidet mit darüber, ob Kirche im 21. Jahrhundert anschlussfähig bleibt – und ob sie trotz Shitstorms und Pfarreifusionen als glaubwürdige Stimme in der Gesellschaft gehört wird.

Weitere Medien vom Autor / Thema: Theologie | Kirche | Spiritualität

I.   Der Name Johann Joachim Winckelmanns steht in Deutschland für die Anfänge des Klassizismus im 18. Jahrhundert. Die Orientierung an der Kunst und Kultur der Griechen wurde durch ihn zum Maßstab des Klassischen. Das höchste Ideal wird die Nachahmung dieser Zeit. Im 20. Jahrhundert machte Jean Cocteaus La rappel à l’ordre nach den avantgardistischen…
I.   Wir besitzen von Winckelmann zwei Beschreibungen des Laokoon. Die erste ist 1755 in Dresden verfasst worden und findet sich in den Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst. Die zweite ist neun Jahre später in Rom in Gegenwart des Laokoon-Originals entstanden und als Teil seiner großen Schrift zur…
I.   Als Kronprinz Ludwig mit dem Sammeln antiker Kunst begann, hatte die Wirkung Winckelmanns ihren Zenit bereits überschritten: Sein Freiheitspathos war von den Folgeentwicklungen der Französischen Revolution kompromittiert, sein aufgeklärter Deismus wurde von einer empfindsamen Frömmigkeit abgelöst, und mit der griechischen Kunst als Vorbild begannen die altdeutsche, altflämische und altitalienische als gleichursprüngliche zu konkurrieren.…
I.   Denkmäler sind in aller Regel gesellschaftliche und soziale Orte, sie ziehen Menschen an. Sie eignen sich denn auch besonders gut als Treffpunkte, denn sie stehen in der Regel im Weg, man muss ihnen – wie es Robert Musil so treffend formuliert hat – „täglich ausweichen“. Man „würde augenblicklich verwirrt stehen bleiben, wenn sie…
Am 4. Oktober 1770 erließ der bayerische Kurfürsten Max III. Joseph (reg. 1745-1777) ein Generalmandat in puncto concurrentiae zu den Kirchen- und Pfarrhöfbau. Der zwölfseitige Erlass wurde unter der Regie des kurfürstlichen geistlichen Rats in München erstellt, einer landesfürstlichen Behörde, die den Gesamtkomplex der Beziehungen zwischen Staat und Kirche im Kurfürstentum Bayern zu administrieren hatte.…
Ist Winckelmanns Kunstideal ein klassisches?   Johann Joachim Winckelmanns hat sein Kunstideal bekanntlich in der klassischen Epoche Griechenlands als verwirklicht angesehen. Sollte da nicht angenommen werden, es sei auch seine bekannte Formulierung dieses Ideals – das vielzitierte Wort von der „edlen Einfalt und stillen Größe“ wahrer Kunst – ganz im Geist des alten Hellas gesprochen?…
Kein Archäologe hat jemals eine so breite Wertschätzung erfahren wie Johann Joachim Winckelmann, der Sohn eines Flickschusters aus Stendal. Das kommt schon in Goethes Schrift Winckelmann und sein Jahrhundert von 1805 zum Ausdruck, wonach in Winckelmann ein neues Kunstideal und die Wissenschaftsauffassung eines ganzen Saeculums kulminierten. Anlässlich der Einweihung einer kolossalen Büste, die er bei…
„Und wie ein Donnerschlag bei klarem Himmel fiel die Nachricht von Winckelmanns Tod zwischen uns nieder.“ Mit diesen Worten nahm Johann Wolfgang von Goethe den Tod Johann Joachim Winckelmanns am 8. Juli 1768 auf. Der 19-jährige Goethe fiel in Leipzig von einer Aufregung in die andere. Kurz zuvor noch hatte das intellektuelle Deutschland die Nachricht…
In den Gedancken über die Nachahmung Griechischer Wercke in Mahlerey und Bildhauer-Kunst von 1755, seiner Erstlingsschrift, hatte Winckelmann den Künstlern die Einfachheit und Natürlichkeit der Griechen als Vorbild empfohlen, weibliche griechische Statuen beschrieben, deren Körper sich unter der fließender Gewandung frei bewegen konnten und sichtbar vor Augen blieb. Er stellte die griechische Gewandung der eigenen…

Aktuelle Veranstaltungen zum Thema: Theologie | Kirche | Spiritualität

Das Schloss Suresnes wartet auf Sie!
Sonntag, 14.09.2025
Laudato si’ und die ökologische Transformation
Donnerstag, 02.10.2025
Martin Egg/Wikimedia Commons
Glauben, der frei macht?
Freiheitsvorstellungen zur Zeit der Zwölf Artikel und heute
Dienstag, 14.10.2025
Anspruch, Realität, Reformbedarf
Mittwoch, 15.10.2025
Wikimedia Commons
Ludwig I. von Bayern
Prägungen, Konzepte und Politik eines katholischen Herrschers
Donnerstag, 16.10.2025
Bernd Maurer/VG Bildkunst
Ein europäisches Wunder?
Der polnisch-deutsche Bischofsbriefwechsel 1965 als Wegweiser für Frieden und Versöhnung
Donnerstag, 23.10.2025
Verantwortung übernehmen und Chancen nutzen
Mittwoch, 29.10.2025
Über digitale Meinungsbildung, Desinformation und Abhängigkeiten
Dienstag, 04.11.2025