Ohne David kein Christus

Davids Bedeutung für das Neue Testament

Im Rahmen der Veranstaltung "Mythos David", 15.04.2019

Eines wurde im Lauf dieser biblischen Tage sehr deutlich: Zwischen dem vermeintlich historischen David und der literarischen Darstellung Davids im Alten Testament muss feinsäuberlich unterschieden werden. Oder anders: David wirkte weiter. An der Gestalt Davids entzündete sich das Interesse unterschiedlicher Trägerkreise. David wurde gedeutet und aktualisiert, freigesprochen und verurteilt. Die Erzählungen sind das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit der Biografie, der Persönlichkeit und dem Geschick Davids. Es wurde auf David zurückgeblickt, nicht nur um längst vergangene Geschichte getreu wiederzugeben. Vor allen Dingen ging es auch darum, die eigene Geschichte zu verstehen und anhand Davids zu erläutern und zu prägen.

Bevor es um die Bedeutung Davids im Neuen Testament und für das Urchristentum geht, soll zunächst die alttestamentliche Wirkungsgeschichte kurz paraphrasiert werden. Sie ist der Nährboden für die neutestamentliche Überlieferung und Deutung Davids.

 

Vom Halunken zum Helden: Die alttestamentliche Wirkungsgeschichte

 

John Smith bringt in seinem Buch „The Character of David“ die erstaunliche Entwicklung Davids in der Sicht des Alten Testaments pointiert zum Ausdruck: „David war ein mutiger, aggressiver Herrscher. Er vereinigte Juda und Israel unter seiner Herrschaft und machte die umliegenden Völker weitgehend Israel tributpflichtig. Die Ausbreitung der Macht Israels verdankte sich allerdings fast vollständig seiner militärischen Macht und Grausamkeit. Er war seinen Freunden treu, verhielt sich jedoch seinen Feinden gegenüber skrupellos. Er war ein Lügner, Betrüger und Verräter. Daß ihn die spätere Überlieferung ungeachtet seiner vielen Fehler in solchem Maße verklärte und verherrlichte, ist schlechthin unbegreiflich. Diese späteren Autoren sahen bewußt über seine Verbrechen und Fehler hinweg und richteten ihre Aufmerksamkeit ganz auf seine Tugenden. Aus dieser Perspektive erscheint er als großartige Gestalt.“

So wurde aus einem Halunken ein Held, aus einem Schurken ein Super-Hero. Diese immer lichtdurchflutetere Perspektive, diese in ein immer positiveres Licht rückende Triebkraft lässt sich kaum leugnen.

Schon die Samuel- und Königsbücher stellen David – weit über das rein historische Faktum hinaus – als äußert begabte Person dar. An David lässt sich Maß nehmen. David wird zum Idol und Vorbild: Er ist schön, mutig und mächtig, fromm und musisch. Die Chroniken sind darüber hinaus noch von einer anderen Darstellungsabsicht geprägt. Nun begründet David in seinem Tun und durch sein Testament den Kult und die restaurative Politik der Gegenwart.

Das nicht erlahmende Interesse an der Person Davids ist nicht erstaunlich. Seine Person und Biographie beinhalten theologisches Deutungspotential und viele theologiegeschichtliche Archetypen. David bietet sich als Modell und Beispiel an in ganz unterschiedlichen thematischen Kreisen der alttestamentlichen Überlieferung und der jüdischen Heilshoffnung. Seine Abstammung aus Betlehem etwa wird in Mi 5,1 zum Hoffnungsgrund: Man erwartet wieder einen Herrscher, dessen unüberbietbare Macht in schroffem Gegensatz zum unbedeutenden Herkunftsort stehen wird. Als Hirt fügt sich David in das breitflächige Motivnetz der alttestamentlichen Gottesrede und des Herrscherprofils ein: Oberster Hirt ist Gott selbst, der im Hirten-König David einen Repräsentanten in Israel berufen hat. An seiner Art haben sich alle zukünftigen Könige zu messen. Ein Herrscher hat – wie Gott selbst – Hirtenqualitäten an den Tag zu legen (Ez 34,11-17). Mit David ist sodann die Erinnerung an die Einheit des Nord- und Südreichs verbunden. Sie wird – wo sie wieder verlorenging – sehnsüchtig erwartet (Jer 23,5-9). Israel sehnt sich nach einem Herrscher, der die Fremdherrschaft beseitigt und umfassenden Frieden ermöglicht (Jes 11,1-10). Die Erinnerung an die Salbung Davids schließlich trägt und stützt die Hoffnung auf einen Gesalbten (2 Sam 7,12). Weit über das irdischerseits Erreichbare hinaus soll dieser Messias letztlich das endzeitliche Heil heraufführen.

Kurzum: Die Person und Biografie Davids bieten – gerade an der Schwelle zur neutestamentlichen Zeit – viele verschiedene Verständnis- und Aktualisierungsmöglichkeiten. Als Hirt und König, als Einheit schaffender und Frieden stiftender Herrscher ist er Pate und Wegweiser der frühjüdischen Messiaserwartung. Auch die Qumran-Schriften greifen auf ihn zurück und strecken sich nach einer königlichen Messiasgestalt aus (1 QS 9,11).

Diese mit David fest verknüpfte Heilshoffnung prägte auch die frühen Christen. Sie atmeten – mit den Schriften und der Erwartung Israel vertraut – „davidische Luft“. War es verwunderlich, dass Person und Bedeutung Jesu vor dem Hintergrund Davids verstanden und erläutert wurden? Die davidisch-messianische Hoffnungslinie läuft nicht an Jesus vorbei, sondern direkt auf ihn zu.

 

Fußabdrücke des Königs: Eine neutestamentliche Bestandsaufnahme

 

Die Statistik ist aussagekräftig. Von 59 Belegen zum Namen „David“ im Neuen Testament entfallen 17 auf das Matthäusevangelium, 24 auf das lukanische Doppelwerk und 7 auf das Markusevangelium. Gerade das judenchristlich geprägt Matthäusevangelium weiß um das theologische Erläuterungspotential des Namens. Den Adressaten dürfte der Rekurs auf David einen gehaltvollen Verständnishorizont eröffnet haben: So lässt sich Jesus als die Erfüllung der mit David verbundenen Hoffnung begreifen!

Weitere drei Belege finden sich in der Johannesoffenbarung, zwei Referenzstellen jeweils im Hebräerbrief und im Johannesevangelium und nur eine im 2. Timotheusbrief. Paulus beschäftigt sich kaum mit David. Allein im Römerbrief wird David an drei Stellen erwähnt: Womöglich konzentrierte sich die Bedeutung Davids – für den Völkerapostel Paulus – zu sehr auf Israel allein. In seiner völkerweltlichen Perspektive und Argumentationslinie greift Paulus eher auf Abraham zurück (Röm 4,1-25): Der Stammvater aller Glaubenden stützt die universale Verkündigung des paulinischen Evangeliums.

Die neutestamentlichen Aussagen über David lassen sich auch thematisch gruppieren. David spielt in verschiedener Hinsicht eine Rolle in den Schriften des Neuen Testaments.

David: Vorbild und Glaubenszeuge

Noch ohne explizite messianische Tiefenschärfe wird auf David als Modell und Beispiel Bezug genommen. In der synoptischen Jesustradition rechtfertigt das Tun Davids die gesetzeskritische Haltung der Jünger und das Ährenraufen am Sabbat: „Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten – wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab?“ (Mk 2,25-26)

Der Hebräerbrief verweist – neben anderen großen Gestalten der Geschichte Israels – auf David als Glaubensvorbild. Sie, die „aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, Feuersglut gelöscht“ (Hebr 11,33-34) haben, werden den Christen in ihrem Glaubensalltag als mutmachende Zeugen vor Augen gestellt. David ist einer davon.

David: Psalmist und Prophet

In den Reden der Apostelgeschichte wird oft auf David als Gewährsmann zurückgegriffen. Es werden Aussagen Davids zur Bestätigung der urchristlichen Predigt eingefügt: „Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen.“ (Apg 1,16) Beseelt vom Heiligen Geist und damit – in der Diktion der Apostelgeschichte – in heilsgeschichtlicher Vorausschau kündigte David das Leben und Wirken Jesu und das Geschick der Urgemeinde prophetisch an (vgl. Apg 4,24-30). Auch Paulus nutzt David – wenn auch ansonsten kaum – als Prophet, dessen Worte und Sicht sich nun erfüllen: „Auch David preist den Menschen selig, dem Gott Gerechtigkeit unabhängig von Werken anrechnet.“ (Röm 4,6)

Doch David bleibt eben „nur“ ein Prophet. Er weist auf Jesus hin, aber übertrifft ihn nicht. Die Urchristen sind bemüht, jedweden Eindruck einer Konkurrenz oder Gleichrangigkeit zu vermeiden. Jesus ist mehr und größer als David. Das hätte schon David selbst gewusst. So jedenfalls bestimmt Petrus in der Apostelgeschichte das Rollenverhältnis: „Brüder, ich darf freimütig zu euch über den Patriarchen David reden: Er starb und wurde begraben, und sein Grabmal ist bei uns erhalten bis auf den heutigen Tag. Da er ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm den Eid geschworen hatte, einer von seinen Nachkommen werde auf seinem Thron sitzen, sagte er vorausschauend über die Auferstehung Christi: Er gibt ihn nicht der Unterwelt preis, und sein Leib schaut die Verwesung nicht. Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen.“ (Apg 2,29-32) Auch die synoptische Tradition bietet diesen klärenden Hinweis: Der Messias muss größer als David sein, denn „David selbst nennt ihn ‚Herr‘. Wie kann er dann Davids Sohn sein?“ (Mk 12,37)

David: Gesalbter und Heilshoffnung

Scheinbar widersprüchlich zu dieser pointierten Verhältnisbestimmung von David und Jesus fungiert David doch in eindrücklicher Weise als Garant und Träger einer heilvollen Zukunftshoffnung. Doch auch hier zeigt sich das Bemühen, Jesus als Erfüllung der an David ergangenen oder mit ihm verbundenen Verheißung zu begreifen.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Abstammung Jesu aus dem Geschlecht Davids. So betonen Paulus (Röm 1,3) und der 2. Timotheusbrief (2 Tim 2,8), dass Jesus – qua Abstammung und Geburt – ein „Nachkomme Davids“ ist. Die Geburtserzählungen des Matthäus- und Lukasevangeliums verlagern die Geburt Jesu nach Betlehem, in die Stadt Davids. So erfüllt sich Mi 5,1, wonach aus der Stadt Davids „einer hervorgehen wird, der über Israel herrschen soll“. Historisch ist wohl eher dem Markus- und dem Johannesevangelium Recht zu geben. Für das Markusevangelium spielt der Geburtsort Jesu (und somit auch die Stadt Betlehem) keine Rolle. Das Johannesevangelium weiß um die mit Bethlehem verbundene Messiashoffnung (Joh 7,42). Vor diesem Hintergrund wirft die Tatsache, dass Jesus aus Nazareth stammt, Fragen auf (Joh 1,46; 7,52). Sowohl das Markus- wie das Johannesevangelium gehen also von einer Herkunft Jesu aus Nazareth aus. Die Messianität Jesu erweist sich nicht am irdischen Ort seiner Herkunft oder Geburt. Gerade im Johannesevangelium wird sie durch die himmlische Abstammung Jesu begründet (Joh 1). Dennoch ist und bleibt Bethlehem ein eindrückliches Zeugnis für die urchristliche Tendenz, Jesus in die Heilslinie Davids einzuordnen.

Nicht von ungefähr bindet die Apostelgeschichte an den Spross aus dem Geschlecht Davids eine eindrückliche, letztlich messianische Hoffnung: „Damit stimmen die Worte der Propheten überein, die geschrieben haben: Danach werde ich mich umwenden und die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten; ich werde sie aus ihren Trümmern wieder aufrichten und werde sie wiederherstellen, damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, auch alle Völker, über denen mein Name ausgerufen ist – spricht der Herr, der das ausführt, was ihm seit Ewigkeit bekannt ist.“ (Apg 15,15-18) Das Zitat findet sich im Kontext der Jerusalemer Versammlung, bevor sich also die Urgemeinde für eine Öffnung auf die Völkerwelt hin entscheidet. Die mit David verbundene Hoffnung erfüllt sich: In Jesus blüht die davidische Heilsverheißung neu auf. Ja mehr noch: Die Hoffnung wird universalisiert und auf alle Völker hin geweitet. Die „Hütte Davids“ umfasst nun mehr als Israel allein: letztlich die gesamte Menschheit.

Dieser universale Blickwinkel mag durchaus schon im Judentum zurzeit Jesu – wenn auch nicht breitflächig – vorhanden gewesen sein. Für den Gang und die Geschichte des Urchristentums ist sie anschlussfähig: Die universale Verkündigung des Evangeliums trägt die einst an David ergangene Verheißung über Israel hinaus, bis an die Enden der Erde (Apg 1,8).

Die mit David verbundene messianische Erwartung – sei sie nun national politisch oder eschatologisch jenseitig zu verstehen – klingt auch in den Anreden Jesu wieder. Dies ist etwa beim Einzug Jesu in Jerusalem der Fall, wenn die Menschen rufen: „Hosanna dem Sohn Davids!“(Mt 21,9) Die Anrede bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass das mit David verbundene Reich nun kommt und sich in Jesus erfüllt (Mk 11,10). Die Bezeichnung Jesu als „Sohn Davids“ in zahlreichen Heilungserzählungen ist nicht minder hoffnungsschwanger: „Als er (sc. der blinde Bartimäus) hörte, dass es Jesus von Nazareth war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ (Mk 10,47; ebenso Mt 9,27; 15,22; 20,30-31) Die Hoffnung mag diffus sein, aber sie ist vorhanden, mit der Person Davids verbunden und durch die an ihn ergangene Verheißung begründet. Der Messias aus dem Geschlecht Davids führt die Heilszeit herauf und beendet Not und Unterdrückung.

Von einer eindeutig und apokalyptisch radikalisierten davidischen Heilshoffnung sind schließlich die Referenzen in der Johannesoffenbarung geprägt. Jesus hat „den Schlüssel Davids“ (Offb 3,7) und führt als „Spross aus der Wurzel Davids“ (Offb 5,5) die Weltgeschichte zur Vollendung. Gleichwohl steigert die Johannesoffenbarung die christologische Note der davidischen Diktion. Am Ende der Johannesoffenbarung stellt sich Jesus sogar als „die Wurzel und der Stamm Davids“ (Offb 22,16) vor. Er ist nicht länger mehr nur der Spross, sondern der Wurzelgrund. Nicht er stammt aus dem Geschlecht Davids, sondern er ist der Stamm, in den sich David einreihen muss. Jesus übertrifft die mit David verbundene Hoffnung in zeitlicher und theologisch-inhaltlicher Hinsicht. David stellt eine Etappe der Heilsgeschichte dar, deren Grund und Ziel aber Christus ist.

 

Von David zu Christus und zurück: Eine österliche Brücke

 

Fassen wir zusammen. Die wiederholten Bezugnahmen auf David in den Schriften des Neuen Testaments machen deutlich: David ist Teil des urchristlichen Reflexionsprozesses. Es zeigt sich das – sicherlich christologisch veranlasste – Bemühen, Jesus an die Geschichte Davids anzuschließen oder mit der von David ausgehenden Heilshoffnung zu verbinden. Gerade in judenchristlichen Rezeptionskontexten wurden die Begriffe und Konzepte dieser David-Christus-Typologie gut verstanden. Gerade dort konnten Ansätze dieser „davidischen Christologie“ greifen (vgl. Mt 1,1; 1,20; 9,27).

Die Anspielungen auf die Daviderzählungen des Alten Testaments machen aber auch deutlich: Nicht alles aus der David-Geschichte eignete sich gleichermaßen für die urchristliche Rezeption. Insgesamt ist die Wahrnehmung doch selektiv. Nicht alles wurde als gehaltvoll oder nützlich empfunden. Im Grunde werden nur die besten, saubersten und auf die Verheißung eines (ewigen) Königtums bezogenen Traditionen christologisch relevant. Selbst Züge Davids, die wiederholt und nachdrücklich in den Erzählungen aufscheinen (wie etwa seine Wankelmütigkeit, die Notwendigkeit von Reue und Umkehr, das gewaltbereite Durchsetzungsvermögen) wurden geflissentlich übergangen oder christologisch überblendet. Gleichwohl konnten Nebenlinien der mit David verbundenen Heilshoffnung (die Herkunft aus Betlehem, die beginnende universale Dimensionierung des davidischen Reichs) akzentuiert werden.

Die christologische Zuhilfenahme Davids bleibt dabei – aufs Ganze gesehen und die weitere theologiegeschichtliche Entwicklung geblickt – eine relativ frühe und vor allen Dingen vorübergehende Erscheinung. In der paulinischen Mission spielt David schon fast keine Rolle mehr. Für eine Kirche unter den Völkern werden „davidische Argumente“ zunehmend unverständlich. Sie führen schließlich allenfalls ein Schattendasein in den christologischen Entwürfen und Reflexionen.

Diese Entwicklung wird schon in den judenchristlichen Diskursen vorbereitet, die noch um die Bedeutung Davids wissen und davidische Argumente christologisch nutzen. Bereits hier zeigt sich doch das Bemühen, die Größenverhältnisse deutlich zu machen: Letztlich übertrifft Jesus David. Mit David ist eine Verheißung verbunden. Die Erfüllung aber wird in Christus gefeiert. Die Geschichte verläuft nicht rückwärts, sondern – über David – auf Christus zu.

Führt man sich die Daviderzählungen des Alten Testaments in all ihren Facetten nochmals vor Augen, verwundert das wachsende Unbehagen nicht. David ist eben nicht nur eine illustre Gestalt, nicht nur der vorbildlich Fromme, das idealtypische Verhaltensmodell, der Prophet und Beter, der Gesalbte und König. Es konnte doch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Christologie nicht länger David brauchte, sondern vielmehr David aufhelfen musste: ihm, den Mörder und Ehebrecher, den Verräter und Intriganten… Christus braucht David nicht, oder zumindest: nicht zwangsläufig. Aber David braucht Christus, weil er – und besteht darin nicht das Faszinosum seiner Geschichte – wie jeder Mensch von der Hoffnung zehrt, die Christus verkörpert. Die Geschichte Davids verlangt nach Heilung, so wie die Geschichte aller Menschen. Insofern erscheint David nicht als Prototyp Jesu, sondern als ein Platzhalter für uns. Nicht David stützt Christus. Christus stützt ihn. Auch David zehrt von Ostern – wie wir alle.

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